Ausgabe 03/2011
Wo die Miete die Existenz bedroht
Logo der Kampagne von DGB und Mieterverein
Wenn heute ein Altenpfleger oder eine Altenpflegerin in München mit etwa 2000 Euro nach Hause geht und 1000 Euro für die Miete der Wohnung seiner oder ihrer Familie draufgehen, also die Hälfte des Familieneinkommens, dann ist dies kein Einzelfall. Das bedeutet für viele vollzeitbeschäftigte Menschen, dass sie sich kaum mehr leisten können, als sich zu ernähren und ein Dach über dem Kopf zu haben. Niedrige Einkommen trotz harter Arbeit und hohe Lebenshaltungskosten, vor allem bedingt durch die Miete, zwingen immer mehr Menschen in unserer Region, um das blanke Überleben zu kämpfen.
Es ist unsere gewerkschaftliche Aufgabe, eines nie zuzulassen: ein Leben, nur um zu arbeiten, aber ohne vom Arbeitslohn leben zu können. Die Mietpreise spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Gemeinsam mit dem Mieterverein München setzt der Deutsche Gewerkschaftsbund in München das Thema Wohnen auf die politische Tagesordnung. Im Rahmen der Kampagne "Grundrisse für bezahlbaren Wohnraum" werden wir drei Kernstrategien diskutieren und ausarbeiten.
Genossenschaften wären gut
Erstens muss es dabei bleiben: Der Schwerpunkt bei der Gewinnung von mehr bezahlbarem Wohnraum muss im Bau von Mietwohnungen liegen. Wir fordern die Landeshauptstadt München auf, sich noch stärker als bisher im Bau von Mietwohnungen zu engagieren. Der Bau von bezahlbarem Wohnraum ist eine nicht zu überschätzende sozial- und gleichermaßen wirtschaftspolitische Maßnahme.
Für den Bau von neuem Wohnraum werden wir zweitens alternative Wohnmodelle und Finanzierungsformen entwickeln müssen. Eine große Chance sehen wir in der Weiterentwicklung genossenschaftlichen Wohnungsbaus. Dieser sichert die Struktur unserer Stadtviertel und gibt Sicherheit gegenüber Spekulanten.
Drittens werden sich die Stadt München, die Umlandgemeinden und die Landkreise gemeinsam viel stärker mit dem Thema Schaffung von Wohnraum auseinandersetzen müssen. Kommunaler Egoismus schadet am Ende allen. Es mag sein, dass die Stadt München kurzfristig auf Einkommenssteuerzuweisungen oder Gewerbesteuern verzichten muss, aber langfristig zahlt es sich für alle Kommunen in der Region aus, wenn die Unternehmen und die Menschen in der Region gehalten werden können. Unser Ziel muss es deshalb sein, perspektivisch einen regionalen Prozess in Gang zu setzen, der auch das Thema Wohnen umfasst.
Alle Gewerkschaften im DGB werden sich in den kommenden Monaten für mehr bezahlbaren Wohnraum einsetzen. Weitere Infos über die Kampagne und unsere Studie gibt es unter www.grundrisse-wohnen.de. Betriebs- und Personalräte bekommen ein Multiplikatoren-Infopaket kostenlos zugeschickt. Anruf genügt: 089/51700-105.
Christoph Frey, Vorsitzender Deutscher Gewerkschaftsbund, Region München