Ruza Peric (49), die Betriebsratsvorsitzende der CleaniG GmbH, hat in den letzten Jahren knapp 100 Kolleginnen für ver.di geworben

Sie kommen aus 14 verschiedenen Ländern, die rund 350 Reinigungskräfte der CleaniG GmbH, einer Dienstleistungstochter der Asklepios Kliniken in Hamburg. Inmitten des babylonischen Sprachgewirrs sitzt Ruza Peric. Die Betriebsratsvorsitzende und ver.di-Vertrauensfrau behält den Überblick. Sie hat für jede ihrer Kolleginnen - die Männer sind mit nur drei Prozent deutlich in der Minderheit - ein offenes Ohr: sei es bei Problemen am Arbeitsplatz, sei es beim Ausfüllen von Behördenformularen, bei Sorgen in der Familie oder in der Partnerschaft.

Raus aus der Familie

Auch ihr ist es anfangs schwergefallen, sich in dem fremden Land zurechtzufinden, als sie Ende 1979, noch nicht ganz 18 und ohne Deutschkenntnisse, aus Kroatien zu ihrer Mutter nach Hamburg kam. Doch sie ist mit den ihr gestellten Aufgaben gewachsen. Bei CleaniG war sie zuerst nur ver.di-Mitglied, dann Betriebsratsmitglied neben anderen. Erst als es 2005 knüppeldick kam, war sie diejenige, die entschlossen an die Spitze des Betriebsrats rückte.

Bereits Ende 1999, Anfang 2000, noch im damaligen Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) erfolgte die Ausgründung der Reinigungskräfte in die CleaniG GmbH. Plötzlich sollten sie nicht mehr zur "Krankenhausfamilie" gehören, obwohl sie auf den Stationen und in den OPs doch jede/n über all die Jahre kannten. 2005 dann der Austritt des Arbeitgebers aus dem Verband und der Tarifbindung sowie die Auseinandersetzungen um den neuen Haustarifvertrag: Der Arbeitgeber wollte um jeden Preis den Tarifvertrag loswerden und die Löhne drücken, wo immer es ging. Die Abwicklung von CleaniG stand im Raum. Die konnte erst nach langen Kämpfen, zusammen mit ver.di, verhindert werden und zumindest die bereits Beschäftigten blieben auch von Lohnsenkungen verschont.

2007 dann der letzte und größte Schock: Als einzigen Beschäftigten des ehemaligen Landesbetriebs Krankenhäuser sollte den Reinigungskräften das garantierte Rückkehrrecht zur Stadt vorenthalten werden. Da ging Ruza, unterstützt von den ver.di-Anwälten, als eine von vier Musterklägerinnen für ihre Kolleginnen bis vor das Bundesverfassungsgericht, das 2010 klarstellte: Es gibt in der Frage keine Zwei-Klassen-Belegschaft, das Recht steht den Reinigungskräften ebenso zu wie all den anderen.

Bei CleaniG werden nun nahezu alle ehemaligen LBK-Beschäftigten zurück zur Stadt gehen und in Zukunft Schulen und Büros statt Operationssäle sauber machen. "Wir tun das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bei der Stadt sind unsere Arbeitsplätze auf Dauer abgesichert, andererseits waren wir unseren Kolleg/innen im Krankenhaus eng verbunden. Und der alte Arbeitgeber wird schnell merken, wie schwierig es ist, Reinigungskräfte zu bekommen, die sich mit den besonderen Hygienevorschriften im Krankenhaus so gut auskennen wie wir", sagt Ruza mit Blick auf die Zukunft.

Ohne ver.di? Geht gar nicht

In all den Turbulenzen beim LBK und bei Asklepios und der CleaniG GmbH gibt Ruza ihren Kolleginnen Halt und ver.di im Betrieb ein Gesicht. "Die meisten kennen mich seit 30 Jahren. Sie wissen, woran sie mit mir sind. Die sagen mir ganz direkt, was ihnen nicht passt. Ich räume gerne ein, dass wir aus all den Auseinandersetzungen nicht immer als klare Sieger hervorgegangen sind. Für mich ist aber klar: Ohne unsere Gegenwehr und ohne die Unterstützung von ver.di wären wir einfach plattgemacht worden. Deshalb sage ich den Kolleginnen klipp und klar: Wer von ver.di etwas erwartet, hat gefälligst auch Mitglied zu werden. Da lasse ich nicht locker. Das wird sich auch im neuen Betrieb unter dem Dach der Finanzbehörde nicht ändern. Auch da werde ich die Kollegen und Kolleginnen davon überzeugen: Ohne ver.di geht es nicht!"

Das Beispiel zeigt: ver.di hilft ihren Mitgliedern, ihre individuellen Rechte durchzusetzen. Das Portrait von Ruza Peric zeigt auch, wie stark die Erfolge bei betrieblichen und tariflichen Konflikten von der gewerkschaftlichen Stärke, d.h. vom Organisationsgrad abhängen. Also: Mitglieder gewinnen, Gewerkschaft stärken - im eigenen Interesse!

Seminar: Beschäftigte erfolgreich ansprechen und Mitglieder gewinnen.Organizing - Gewerkschaft im Betrieb

Termin: 17.Oktober (Seminarnummer: 1251/11). Das Seminar beginnt um 10 Uhr und endet um 17 Uhr. Seminarort: Hamburg, Gewerkschaftshaus, Besenbinderhof 60, Raum St. Georg. Referentinnen: Dagmar Säger, Moderatorin und Kommunikationstrainerin; Agnes Schreieder, stellv. Landesbezirksleiterin ver.di Hamburg. Kosten: Für dieses Seminar übernimmt ver.di Hamburg die Kosten. Für Verpflegung ist gesorgt. Eine Freistellung für das Seminar ist leider nicht möglich.

Anmeldung und ergänzende Informationen: Nursen Rencber-Lüdemann, Tel. 040 / 2858 1181, Fax 040 / 2858 1189, Post: ver.di Bildungswerk Hamburg e.V., Besenbinderhof 60, 20097 Hamburg, E-Mail nursen.rencber-luedemann@verdi.de, Internet www.bildung-hamburg.verdi.de