Gabriele Feld-Fritz ist in der ver.di-Bundesverwaltung zuständig für Gesundheitspolitik

Die Pflegeversicherung, wie wir sie kennen, ist ein Torso, eine Rumpfversicherung. Und diese Rumpfversicherung stößt längst an ihre Grenzen. Dabei steht ihr die wahre Herausforderung noch bevor, die da heißt "demografische Entwicklung". Derzeit sind in Deutschland etwa 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig, 2030 werden es deutlich mehr sein. Daran ändert auch das Stoßgebet nichts, mit dem viele allein den Gedanken an eine Pflegebedürftigkeit weit von sich schieben. Bereits heute ist eine Pflege in Würde oft genug nur Wunsch statt Wirklichkeit.

Eine Pflege, die neben der medizinischen Versorgung einzig "satt und sauber" als Ziel vorgibt, hat mit Würde nichts zu tun. Gute Pflege braucht Zeit, Raum und qualifiziertes Personal. Weil auch Demenzkranke mit einbezogen werden müssen. Weil Pflege dazu beitragen muss, dass Pflegebedürftige trotzdem am Leben teilhaben können. Eine würdevolle Pflege heißt immer auch: mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen für die Pflegenden. Das alles kostet Geld. Die Pflegeversicherung muss weiterentwickelt werden. Von der derzeitigen Teilkasko- in eine Vollversicherung. Weil angesichts der demografischen Entwicklung die Pflegeversicherung alle Kosten übernehmen muss, die Pflege mit sich bringt.

ver.di pocht darauf, die Pflegeversicherung in eine Bürgerversicherung umzuwandeln, in die alle je nach Leistungskraft einzahlen. Zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt, AWO, hat ver.di zudem ein Memorandum zusammengestellt, das sich unter anderem für den Ausbau der solidarischen Pflegeversicherung ausspricht. Mit diesem Memorandum wollen ver.di und die AWO eine breite Diskussion anstoßen: Denn wir müssen heute darüber nachdenken, was uns die Würde der älteren Menschen jetzt und in Zukunft wert ist und wie wir mit pflegebedürftigen Menschen umgehen wollen.

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