Rosenstolz: Wir sind am Leben | Nach einem Tourabbruch, dem Burn-Out von Songschreiber Peter Plate und seiner Flucht nach London ist das neue Album mehr als nur eine große Geste. Aber der pathetische Tonfall des Titels markiert es: Diese Rückkehr ist eine zu den alten Verhältnissen. Im Verbund mit Sängerin AnNa R. liefert Plate genau das, was Rosenstolz zu einem der erfolgreichsten deutschen Acts gemacht hat: Durchhaltesongs für Menschen, die sich vom Leben benachteiligt fühlen. Denen hat Plate diesmal das Lied von den Vergessenen geschrieben und als Gegengift empfiehlt er eine Überdosis Glück. Das funktioniert immer noch, weil es jeden anspricht. Leicht verändert ist die musikalische Umsetzung: Die elektronischen Klänge haben wieder mehr Gewicht, vor breitbeinigen Gitarren muss niemand mehr Angst haben, Balladen dominieren, ein Klavier tröstet, Streicher setzen Sehnsuchtspunkte, und der Mensch fühlt sich wohl. to

CD, Universal


Roy Black & the Cannons: The Last Rock’n’Roll Show | Täuschen Sie sich nicht. Tief im Herzen war Roy Black, König der Schlagerschnulze, ein Rock’n’Roller. Schon bei der Wahl seines Pseudonyms bediente sich Gerhard Höllerich bei einem gewissen Roy Orbison und gründete dann eine Beat-Band: Roy Black & the Cannons bespielten die GI-Clubs von Augsburg und lösten die in den frühen sechziger Jahren übliche Teenie-Hysterie aus. Am 26. Dezember 1964 allerdings zum letzten Mal. Für dieses Album konnten nun sechs Songs von einem auf dem Dachboden des Pianisten gefundenen Tonband rekonstruiert werden. Die Qualität der Aufnahmen scheppert entsprechend grandios. Aber es reicht, um nun endlich zu beweisen: Roy Black konnte solche Standards wie What’s I Say von Ray Charles durchaus adäquat interpretieren. Allerdings ist auch zu hören, dass im Rocker Roy Black schon der spätere Witwentröster wartet. Das zeigt eine quietschorgelverzierte Version von Spanish Harlem. Diesen Klassiker hat selbst ein Neil Diamond fast drei Jahrzehnte später nicht viel schmachtender hinbekommen. to

CD, Rhythm Island