In vielen Ordnern geblättert: die Delegierten des Landesbezirks SAT

von Birgit Tragsdorf

Die Delegierten und Gäste des 3. Ordentlichen ver.di-Bundeskongresses hatten drei Ordner lang die Gelegenheit, alle Anträge zu lesen, sich an den Empfehlungen der Antragskommission zu orientieren, im Vorfeld darüber zu streiten und ihre Meinung schließlich auf dem Kongress zu vertreten.

Arnold Schmidt, Delegierter für die Senioren aus dem Bezirk Dresden-Oberelbe, arbeitete in der Antragskommission mit. Für den 70-jährigen ehemaligen Personalrat im Landratsamt Meißen war das eine neue Erfahrung - und jede Menge Arbeit. Die begann mit jeweils fünf Tagen am Stück im Juni und Juli. Und auf dem Bundeskongress Ende September gab es zunächst starken Einsatz vor Tagungsbeginn, dann während der Antragsdebatten bis in die Nachtstunden hinein. Insgesamt standen 1 419 Anträge zur Abstimmung. Arnold Schmidt hat viele Erfahrungen gesammelt: Wie von der ersten Beratung an alle Beteiligten um Teambildung in der Kommission bemüht waren, wie das Heranarbeiten an die Schwerpunkte erfolgte. In der Diskussion empfand er es als "angenehm und hilfreich", dass bei der Behandlung der einzelnen Anträge die Sachfragen im Vordergrund standen. "Ergänzt durch eine gute fachliche Begleitung durch Betreuungssekretäre und die jeweiligen Fachleute aus den Fachbereichen", so Schmidt. Auch der Diskussionsbedarf auf dem Bundeskongress war groß. Alle Redebeiträge, die Reden und Grußworte der Gäste sind im Internet in den Tagesprotokollen nachzulesen.

60 Anträge gestellt

Der Landesbezirk SAT hat über 60 Anträge eingebracht - zu Themen wie kostenlose Kita-Plätze, Verbot der NPD, Forderung nach einem Vergabegesetz in der beruflichen Weiterbildung an Träger, die tarifgebunden sind, existenzsichernde Mindestrente, Rente mit 67, prekäre Arbeitsverhältnisse bei Jugendlichen und bedingungsgebundene Gewerkschaftsarbeit. In der nächsten Zeit werden die Ortsvereine, Bezirke und Fachbereiche die Diskussionen um die Ergebnisse des Bundeskongresse führen, in ihre Arbeit einbeziehen und auch Neues gestalten. Für den Landesbezirk SAT sitzen acht Kolleg/innen im neuen Gewerkschaftsrat. Simona König, Vorsitzende des Landesbezirksvorstandes, vertritt uns im Präsidium des Gewerkschaftsrates.

Mehr Informationen über den Kongressverlauf und Tagesprotokolle unter: verdi.de/ueber-uns/bundeskongress

Zu Gast in Leipzig

Ein Kommentar zum Bundeskongress von Thomas Voß

Leipzig kam als Veranstaltungsort gut an bei unseren Gästen aus den anderen Landesbezirken - auch wenn sie nicht allzu viel Zeit hatten, die Stadt zu erleben. Denn auf dem Kongress war eine Menge los: Wirtschaftskrise, Desaster der Finanzmärkte, bedrohliche Situation des Euro und die Folgen für diejenigen, deren Arbeitsplätze und Arbeitseinkommen davon abhängen, wie die Wirtschaft läuft - das war ein zentrales Thema, aber viele andere auch noch. Gewerkschafter aus Griechenland und aus europäischen Verbänden machten durch ihre Beiträge deutlich, dass wir mit unseren Positionen nicht allein stehen, zeigten uns aber auch, dass die Erwartungen unserer europäischen Kolleginnen und Kollegen an die mächtige ver.di hoch sind, die gemeinsamen Ziele solidarisch durchzusetzen. In diesem Sinne gilt es, den politischen Druck zu verstärken, um Europa von diesem wirtschaftsliberalen Kurs abzubringen und ein anderes Europa zu schaffen: ein solidarisches, mit gemeinsamen sozialen Standards, wo gute Arbeit und gute Löhne die Grundlage der Wirtschaft ausmachen. Themen wie gute Arbeit, Mindestlohn, bessere Chancen für die Jugend, die Auseinandersetzung mit prekären Arbeitsverhältnissen und Leiharbeit, Energiepolitik, Friedenspolitik und die Haltung zur Bundeswehr sowie die Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus und mit den Nazis beherrschten die Debatten. Die Vielzahl der Anträge spiegelte weithin auch die Problemlagen wider, die uns hier im Landesbezirk in unserer täglichen Gewerkschaftsarbeit beschäftigten und die unsere Mitglieder in den Betrieben und Dienststellen diskutieren. Registriert wurde unsere Antragsberatung gerade zu diesen Themenschwerpunkten auch in den Medien unseres Landesbezirks, das Interesse der Öffentlichkeit an der großen Dienstleistungsgewerkschaft war nicht nur auf das Wahlergebnis des Vorsitzenden gerichtet. Bei der Vielzahl der Anträge war es leider nicht möglich, alle Themen in der erforderlichen Ausführlichkeit zu diskutieren. Erfreulich war, dass der Bundespräsident in seiner viel beachteten Rede zur Eröffnung ein klares Bekenntnis zu Gewerkschaften abgab und ihre Bedeutung für die Interessen der Arbeitnehmer wie für die Gesellschaft betonte. Allerdings erklärte er sich auch deutlich als Befürworter einer wirtschaftsliberalen Haushaltspolitik. Die Leistungen unseres Landesbezirks, unser Engagement in der Auseinandersetzung mit den Nazis und vor allem die sehr guten Ergebnisse unserer Jugendarbeit würdigte Frank Bsirske als beispielhaft. Auf großes Interesse der Delegierten wie der Gäste stieß auch die Präsentation unserer ehemaligen Projektsekretäre, die vielen Interessierten das Konzept und ihre Arbeit erklärten. "Vereint für Gerechtigkeit" - unter diesem Motto diskutierte der Bundeskongress. Um Gerechtigkeit zu schaffen, haben wir als Gewerkschafter gerade auch in unserem Landesbezirk gemeinsam noch viel zu tun.