Ausgabe 11/2011
Ein hoher Preis
Heike Langenberg ist Redakteurin bei ver.di PUBLIK
Kennen Sie das? Sie wollen sich für einen Samstag mit Freunden verabreden und plötzlich ist man im Terminkalender drei Monate weiter, bevor man einen gemeinsam freien Samstag gefunden hat. Längst sind es nicht mehr nur private Verabredungen, die am Wochenende im Terminkalender stehen. 43,5 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen auch samstags arbeiten, hat die Hans-Böckler-Stiftung festgestellt. Vor 20 Jahren waren es 17 Prozent. Längst sind es nicht mehr nur Kernaufgaben für das menschliche Überleben und die Sicherheit, die Berufstätige am Wochenende erledigen müssen.
Geschäfte haben geöffnet, weitere Dienstleistungen werden angeboten und in Anspruch genommen. Darin spiegelt sich wider, dass die Arbeitsstunden für viele Beschäftigte auch an anderen Wochentagen zugenommen und sich verschoben haben. Längst gilt für Werktätige nicht mehr überwiegend der klassische Arbeitstag von 9 bis 17 Uhr, von Montag bis Freitag. Da passt es natürlich wunderbar, dass die Kindertagesstätte länger geöffnet hat, Behördengänge am Samstag und Einkäufe auch am Wochenende erledigt werden können.
Aber zu welchen Preis? Wer sich jetzt noch über die steigende Zahl an Dienstleistungen freut, die rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche erbracht werden, muss damit rechnen, dass auch er oder sie selbst eines Tages zu immer mehr unterschiedlichen Zeiten für die eigene Arbeit verfügbar sein muss. Das soziale Leben leidet. Es wird immer schwieriger, Kontakte zu pflegen, regelmäßig planbare Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen. Erreichbarkeit auch nach Dienstschluss per Handy oder E-Mail sorgt dafür, dass der Arbeitsstress fester Bestandteil auch der Freizeit wird. Die Zeiten, in denen man tatsächlich von der Arbeit abschalten kann, werden immer seltener. Das Risiko, durch Arbeit krank zu werden, steigt in dem Maße, wie die Entgrenzung von Arbeitszeiten zunimmt. Das ist ein hoher Preis, den wir zahlen sollen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die ver.di-Forderung nach guter Arbeit weiter an Bedeutung.