Ausgabe 11/2011
Tatort Arbeitsplatz
2010: ver.di-Bezirksfrauenrat hisst die Aktionsfahne "NEIN zu Gewalt an Frauen" am Gewerkschaftshaus
Der sexistische Witz im Pausenraum, der die Kollegin mit Schamesröte im Gesicht vor die Tür treibt. Der väterliche Arm des Ausbilders um die Schultern der Auszubildenden. Der freundschaftliche Klaps des Managers auf den Po der Sekretärin nach dem gelungenen Meeting. Oder die berühmt-berüchtigten Ausschweifungen auf Betriebsausflügen und Weihnachtsfeiern. Sind das Fälle von Gewalt gegen Frauen in der Arbeitswelt?
Oder kann man erst dann von Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz sprechen, wenn es zu massiven Angriffen kommt, wie es einer Hotelangestellten in New York im Zimmer des damaligen Chef des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn passiert sein soll?
Was bewirkt permanente Angst vor Gewalt im Beruf bei den Betroffenen wie Taxi- oder Busfahrerinnen und den einsamen Verkäuferinnen bei Schlecker? Sind es nur Randerscheinungen oder ist es tägliche Realität in den Betrieben? Statistisch gibt es den Tatort Arbeitsplatz hierzulande nicht, man findet keine Daten darüber, wie viele Frauen - und Männer - Gewalt im Beruf erleben.
Flagge zeigen
Beim politischen Frauentreff des ver.di-Bezirksfrauenrats wird es am 24. November im Münchener Gewerkschaftshaus Antworten auf diese Fragen geben. Hanna Eberle von der ver.di-Mobbing-Beratung berichtet über ihre Erfahrungen aus 15 Jahren Beratung in der Stadt und spricht darüber, wie gewerkschaftliche Unterstützung den Betroffenen hilft. Ihr Ansatz: Es sollte gar nicht soweit kommen, dass Beschäftigte die Mobbing-Beratung in Anspruch nehmen müssen.
Im Hauptteil des Abends wird dem bitteren Thema auch auf andere, ungewöhnliche Art begegnet: In improvisierten Szenen setzen sich die Theaterleute Sonja Graf und Markus Hummel künstlerisch mit den Konflikten auseinander, diskutieren mit dem Publikum mögliche Lösungsvorschläge und probieren sie aus. Schwerpunkt der Spielszenen werden die subtilen psychischen Gewaltsituationen in der Arbeitswelt sein.
Zum Schluss informieren Christl Kern und Carolin Landsmann von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) über Tipps und Tricks für die erfolgreiche Erstattung einer Anzeige und das richtige Verhalten, wenn in einer kritischen Situation Selbstverteidigung nötig wird.
Zum Ende der Veranstaltung wird gegen 21 Uhr die Aktionsfahne "Gegen Gewalt an Frauen" am Gewerkschaftshaus gehisst. Das bundesweite Flaggezeigen zum Thema wird von der Organisation "Terre des Femmes" im Internet dokumentiert.
Die ver.di-Veranstaltung ist Teil der Münchner Aktionswochen vom 7. bis 25. November gegen Gewalt an Frauen, die von der Gleichstellungsstelle der Landeshauptstadt München organisiert wird. Zahlreiche Frauenorganisationen werden sich mit vielen Veranstaltungen beteiligen. Die Abschlusskundgebung findet am 25. November von 12 bis 15 Uhr am Odeonsplatz statt und endet mit einem Frauenfest am Abend. Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November ist seit 1999 UN-Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen.
Kerstin Weiß
Gegen Gewalt an Frauen am Arbeitsplatz
Donnerstag 24.11., 18.30 Uhr bis 21 Uhr, Gewerkschaftshaus, Großer Saal,
Moderation: Kerstin Weiß