Demonstrationen | Was hat „Die Freiheit führt das Volk“ aus dem Jahr 1830 von dem französischen Maler Delacroix mit der Projektion „Hast du gesehen was passierte als?“ von dem ägyptischen Künstler, Musiker, Zeichner und Trickfilmer Aalam Wassef zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Doch schaut man sich die Werke etwas genauer an, dann schimmert das historische Ölbild mit der als barbusige Frau personifizierten Freiheit auch in Wassefs Videoschnipseln immer wieder auf. Schon vor Ausbruch der Revolution in Ägypten ist er mit seiner Kamera ‘rumgezogen und hat in Episoden das Aufbegehren seiner Landsleute dokumentiert und inszeniert. Delacroix’ „Freiheit“ entstand erst nach der französischen Revolution, Wassefs Filme im Vorfeld und während der Aufstände in Ägypten. Seinerzeit agitierte er mit seinen Filmen im Internet unter dem Pseudonym Ahmad Sherif gegen das Regime des Ex-Präsidenten Mubarak. Jetzt zeigt er seine Arbeiten unter seinem richtigen Namen im Frankfurter Kunstverein in der Ausstellung „Demonstrationen. Vom Werden normativer Ordnungen“.

Was zunächst nach einer schweren Doktorarbeit klingt, entpuppt sich bei der Betrachtung der Werke von rund 40 internationalen Künstler/innen als der gelungene Versuch, die Kunst als Interpretin und eben auch Agitatorin zu präsentieren. Und das über Jahrhunderte hinweg. Gerade wegen der enormen Zeitspanne wird deutlich, wie die Sprache der bildenden Kunst über Länder- und Sprachgrenzen hinweg von vielen verstanden wird. Bilder transportieren über das gesprochene, vor allem aber über das geschriebene Wort oftmals eindringlicher, um was es geht. Bilder, Zeichnungen, Skizzen, nicht zuletzt die Zeichensprache waren – wenn man so will – der erste Weg der Verständigung unter den Menschen.Und dass die Sprache der Zeichen und Bilder das heute noch vermag, zeigt diese Ausstellung an vielen Beispielen. Nicht zuletzt in der Videoinstallation der deutschen Künstlerin Eske Schlüters, die Delacroix’ „Freiheit“ mit diversem Bild-, Text- und Tonmaterial zu einer Collage zusammenfügt, die das Verhältnis von Individum und Gemeinschaft beleuchtet. Und zu einem Test herausfordert: „eines dieser Dinge ist nicht – wie die anderen“. Petra WelzelFrankfurter Kunstverein, Markt 44, bis 25. März, DI/Do/Fr 11–19, Mi 11–21, Sa/S0 10–19 UHR