Ausgabe 04/2012
Arbeit aus dem Koffer
ANJA HEMPLER, 37, Kundenberaterin, Deutsche Telekom, Kundenservice GmbH in Frankfurt/Oder
Kurz nach vier Uhr muss ich aufstehen, damit ich pünktlich an meinem Arbeitsplatz bin. Ich fahre von Eiche, einem Ort bei Berlin, nach Frankfurt/Oder. Wenn ich um acht Uhr morgens meinen Dienst beginne, schließe ich zunächst meine privaten Sachen in einem Spind ein, aus dem ich vorher einen Koffer nehme.
Wir haben nämlich keine festen Arbeitsplätze; alles was wir brauchen, ist in diesen Koffern untergebracht. Danach suche ich mir einen freien Platz. Ich fahre den Computer hoch und setze mein Headset auf. Damit kann ich über einen Kopfhörer den Anrufer hören und über ein Mikrofon mit ihm sprechen. Durch einen kurzen Piepton im Headset wird mir angezeigt, dass ein Kunde in der Leitung ist. Wir sind immer die ersten Ansprechpartner für die Kunden und sollten alle Fragen beantworten und Probleme lösen. Wir sind für die Auftragsbearbeitung, Fragen zu Rechnungen, aber auch Beschwerden zuständig. Wenn wir einem Kunden wirklich nicht helfen können, wird er später zurückgerufen oder schriftlich benachrichtigt.
Ruft ein Kunde an und bestellt einen neuen Anschluss, frage ich zunächst alle Daten ab und prüfe, ob dort Leitungen vorhanden sind. Das kann ich im Computer nachsehen. Dazu gehört auch, dass ich dem Kunden mitteile, welcher Anschluss möglich ist. Leider gibt es noch nicht überall schnelle DSL-Internetverbindungen.
Fünf Minuten Pause
Ich arbeite täglich sechs Stunden in Teilzeit. Von der zweiten bis zur fünften Stunde habe ich stündlich fünf Minuten Pause. Um 13.55 Uhr endet meine Arbeitszeit, dann muss ich mich beeilen, damit ich den Bus um 14.12 Uhr erreiche. Gegen 17 Uhr bin ich dann wieder zu Hause, wenn alle Verbindungen beim Umsteigen klappen.
Bei der Telekom habe ich 1995 am ehemaligen Berliner Standort im Bezirk Reinickendorf Kauffrau für Bürokommunikation gelernt. Noch während der Ausbildung wurde mein Sohn geboren. Nach dem Abschluss bin ich gleich in die Kundenbetreuung und Auftragsbearbeitung gegangen. Dieser Bereich wurde im Lauf der Jahre zu einem Callcenter umstrukturiert. Bis Ende 2009 habe ich am Berliner Standort Karlshorst gearbeitet. Von den fünf Berliner Callcentern hat die Telekom vier geschlossen und die Aufgaben nach Frankfurt/Oder verlagert. Meine Arbeit mache ich sehr gern, nur der lange Arbeitsweg ist nicht schön. Es bleibt mir so wenig Zeit für die Familie.
ver.di-Mitglied bin ich seit 1996, außerdem bin ich Vertrauensfrau und Nachrückerin in unserem Betriebsrat.
PROTOKOLL: Silke Leuckfeld