Von Vanessa Burkert

Mainz | "Es vergeht kein Tag, an dem ich mir keine Sorgen mache, wie es wohl weiter mit uns geht. Vor allem mit den Kindern. Sie müssen auf so vieles verzichten", sagt Manuela, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Die Friseurin geht täglich acht Stunden arbeiten, aber ihr Gehalt reicht gerade mal für das Allernötigste, das ihr Überleben und das ihrer Kinder sichert. Der EU-Statistik zum Thema Armut zufolge gilt jeder als arm, der "weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens zur Verfügung hat".

Jeder Cent zählt

In Deutschland liegt diese Grenze zur Armut bei 940 Euro monatlich für Alleinstehende. Es sind aber vor allem Alleinerziehende mit mehr als einem Kind, die betroffen sind. "Diesem Verarmungstrend muss vor allem die Landesregierung entgegenwirken", sagt ein Sprecher der Landesarmutskonferenz, die im Mai zusammengekommen ist und bei der auch Vertreter der Gewerkschaften anwesend waren. Die EU-vernetzte, gemeinnützige Organisation, in der die unterschiedlichsten Wohlfahrtsverbände zusammenarbeiten, versteht sich als Lobby der Armen und fungiert als Beraterin in der Politik.

"Alltägliche und wichtige Dinge des Lebens sind für mich schon eine riesige Herausforderung. Manchmal reicht das Geld noch nicht mal mehr für die zehn Euro Praxisgebühr, wenn ich krank bin", erzählt die alleinerziehende Mutter. "Bei einem Schulausflug der Kinder wird jeder Cent zusammengekratzt, der noch da ist, um es irgendwie zu ermöglichen. Meine Kinder sollen nicht unter der Situation leiden, und bei der Schule betteln will ich auch nicht ständig." So wie Manuela ist in Rheinland-Pfalz laut Statistischem Landesamt jede/r siebte Einwohner/in von Armut bedroht. Das sind knapp 15 Prozent der Bevölkerung. Im Jahr 2006 waren es noch 13,2 Prozent. Es sind vor allem Menschen, die auf Sozialleistungen, vor allem Hartz IV, angewiesen sind. Aber auch die Zahl der "working poor", also diejenigen, die trotz einer Arbeit nicht genug zur Verfügung haben, um davon leben zu können, steigt immer weiter.

"Die Armut auf dem Papier ist eine Sache, eine ganz andere die gefühlte Armut. Man merkt jeden Tag in den verschiedensten Situationen, dass man eigentlich nicht zur Gesellschaft gehört", sagt die alleinerziehende Mutter. "Wenn die Kinder neue Kleidung brauchen, reißt das ein Loch in die Haushaltskasse. Dann reicht das Geld den restlichen Monat nicht einmal mehr für ein Eis. Dazu kommt dieser Druck, mir nichts anmerken zu lassen. Ich habe Angst, dass wir noch mehr ausgrenzt werden", sorgt sie sich.

Kann es sein, dass das Geld nicht fürs Essen reicht?

Auf das Problem der Armut in Rheinland-Pfalz, das in den letzten Jahren beständig zugenommen hat, will die Landesarmutskonferenz zum einen die Politik aufmerksam machen und zum anderen der Verarmung entgegenwirken. Mit einem offiziellen Positionspapier wollen die Mitglieder weiter auf die Landesregierung einwirken. Auch Manuela ist der Meinung, dass endlich etwas passieren muss: "Es kann doch nicht sein, dass ich trotz Arbeit ständig Angst haben muss, dass mein Geld nicht mehr reicht, um etwas zu essen zu kaufen!"

Lobby für Betroffene

Die Landesarmutskonferenz (LAK) hat ein Positionspapier mit dem Titel "Kampf gegen Armut in Rheinland-Pfalz" verabschiedet und leistet damit einen Beitrag zur Bekämpfung der wachsenden Armut in dem Bundesland. Als "Lobby für Betroffene", einem Zusammenschluss von Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Vereinen, Wissenschaft und Selbsthilfe-initiativen, will sie vor allem die Landesregierung dazu auffordern, weiter an ihrem "Aktionsplan gegen Armut" zu arbeiten, der Teil des Koalitionsvertrags ist. Schwerpunkte des Positionspapiers sind die Verbesserung der sozialen Lage der Menschen, die von Armut betroffen sind, und die Stärkung der Teilhabemöglichkeiten dieser Bürger/innen.