Leserbriefe

Interview "Eurokrise - den Kürzungsirrsinn beenden", ver.di PUBLIK 5_12

Ich habe Ihr Interview mit Heiner Flassbeck mit Interesse gelesen. Die Rezepte zur Krisenbewältigung haben in Zeiten wie diesen Konjunktur, aber alle Rezepte können Sie getrost auf den Müll schmeißen, denn alle basieren auf der Hoffnung, eine Lösung innerhalb des herrschenden Systems zu finden. Es ist aber der Kapitalismus angloamerikanischer Ausprägung, der uns immer heftigere Krisen und auch noch in immer kürzeren Intervallen beschert.! Es ist das System, das weg muss! Alles andere ist ein Herumdoktern an Symptomen.

Horst Friedetzky, Prien/Chiemsee


Kommentar "Der Fiskalpakt ruiniert Europa", ver.di PUBLIK 5_12

Bereits 2007 hat Naomi Klein in ihrem Buch Der Schockkapitalismus nachgewiesen, wie die ungezügelte Marktwirtschaft als Siegeszug der neoliberalen Ideologie Milton Friedmans in den letzten 35 Jahren weltweit - von Lateinamerika über Osteuropa und Russland bis nach Südafrika und in den Irak - auf extremer Gewalt, auf Katastrophen und sogar auf Folter beruht. Bis jetzt haben nach jeder neuen Katastrophe oder jedem Krieg die Wirtschaft und Politik des Westens die Welt unter sich neu aufgeteilt. Jetzt steht das Dominospiel vor den Toren Europas und es ist notwendig und gut, dass ver.di mit möglichst vielen NGOs zusammen endlich dagegen aufsteht!

Noch haben wir eine Wahl: die Diktatur des Profits oder ein Überleben der Menschheit. Und wären die Reichen und Mächtigen aller politischer Couleur in ihrer Gier nicht so krank, könnten sie sehen, dass sie als Teil davon ihren Beitrag zu leisten haben.

Heidemarie Heubach, Schwarzenbach/Saale


Meldung "Kündigungen bei Damp AG", ver.di PUBLIK 5_12

Ich geriet als Kurpatientin in der Reha-Klinik Ahrenshoop in die Tarifauseinandersetzung und den Streikkampf gegen die Helios-AG. In so unmittelbare Nähe bin ich Streikkämpfen noch nie gekommen. Eine beherzte Patientin hat eine Unterschriftenaktion bei den Kurpatienten gegen die Lohnpolitik von Helios organisiert und später entgegen der Forderung des Verwaltungsleiters nicht preisgegeben. So konnte die Liste als Unterstützungsaktion für die Mitarbeiter der Klinik der Presse präsentiert werden.

Leider waren damit die Proteste der Patienten im Wesentlichen erschöpft. Als der Warnstreik am 13. und 14. Juni durchgeführt wurde und etwa 20 Streikbrecher für ein Tagesgeld von 300 Euro sowie die am Streik nicht beteiligten Mitarbeiter die Plätze besetzten, fand mein Standpunkt nur wenig Zustimmung, mich nicht von Streikbrechern behandeln zu lassen. Mir fiel es dann auch schwer, mich daran zu halten. Beim Streik z.B. der S-Bahn Berlin oder irgendwelchen Betrieben ist es leichter, als Außenstehender Position zu beziehen.

Unsere Unterstützungsaktionen haben die Mitarbeiter erfreut und gestärkt. Nun kommt es auf das Ergebnis der Urabstimmung zum Streik in einer Vielzahl von Helios-Betrieben in Norddeutschland an, ob ein weiterer Schritt gegen die Profitgier des Gesundheitsriesen Helios gegangen werden kann. Die Urabstimmung ist mit 86 Prozent Zustimmung zum Streik absolviert worden! Meine guten Wünsche begleiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kliniken und Krankenhäusern!

Gisela Schramm, per E-Mail


Thema "Zu Risiken und Nebenwirkungen", ver.di PUBLIK 5_1

Werden wir schrittweise entmündigt? Wir werden gezwungen, an der "Volksbefragung" teilzunehmen; eine fragwürdige Änderung des Meldegesetzes ist im Gespräch und nun auch noch der Zwang zur neuen Gesundheitskarte! Haben wir eigentlich kein Mitspracherecht mehr bei der Frage, was mit un- seren privaten Daten passiert?

Wir werden bevormundet und uns wird mit Sanktionen gedroht, wenn wir uns wehren wollen. Zudem ist nichts mehr fälschungssicher! Verlieren wir nicht alle den Überblick darüber, wer denn nun alles welche Daten nach Belieben abrufen kann, und welche Kreise das zieht? Und sollten all diese Gelder nicht vernünftiger eingesetzt werden, z.B. für Gesundheit und Arbeitsplätze? Wir müssen immer mehr Medikamente und Behandlungen selbst zahlen, weil sie den Krankenkassen zu teuer werden. Wo bleibt da der gesunde Menschenverstand? Am sinnvollsten, sichersten und billigsten wäre es doch, in den Arztpraxen selbst ein entsprechendes Computerprogramm zu installieren, das den Arzt unmittelbar bei der Eingabe eines Medikamentes über Wechselwirkungen informiert. Mein genialer Vorschlag: Verkaufen wir doch selbst unsere Daten an den Meistbietenden, ist bestimmt ein lohnendes Geschäft!

S. Blinn, per E-Mail


Kommentar "Out: Marktwirtschaft - In: Kapitalismus", ver.di PUBLIK 5_12

Es ist in der Tat schon ein Fortschritt, dass man den Kapitalismus wieder beim Namen nennen darf. Allerdings ist uns damit allein noch nicht geholfen, wenn man nicht weiß, was man sich denn unter diesem Namen vorzustellen hat. Leider ist es nämlich heute so, dass der Kapitalismusbegriff in der Regel reduziert wird auf eine bestimmte psychische Disposition, was sich dadurch zu erkennen gibt, dass die für den Kapitalismus typische rigorose Orientierung am Profit angeblich ihren Grund wesentlich in der Gier der beteiligten Akteure hat. Der aus dem Privateigentum und der Konkurrenz folgende strukturelle Zwang zur Profitmaximierung wird auf diese Weise in ein persönliches Problem verwandelt, wodurch natürlich die Verhältnisse wieder ganz unbehelligt bleiben. Daher bringt es die entsprechende Kritik dann auch nicht bis zur fälligen Kapitalismuskritik, sondern lediglich bis zur Kapitalistenkritik, die selbst noch im Bann der Illusionen über den Kapitalismus gefangen ist.

Dr. Peter Radt, per E-Mail


Bilderwelt, ver.di PUBLIK 5_12

Der Beitrag stellt das Ranking in Sachen Pressefreiheit verkürzt dar. Platz 16 für Deutschland hört sich gruselig an (selbst auf den Kapverden ist es besser). Es ist richtig darauf hinzuweisen, dass es um die Pressefreiheit im reichen Deutschland nicht sonderlich gut steht. Für die Wahrung der Grundrechte hierzulande (z.B. Demonstrationsrecht) gilt dies bekanntlich genauso, wenn nicht noch mehr. Aber im Interesse einer soliden Kritik muss auch der Rahmen der Untersuchung publiziert werden. Das weltweite Ranking umfasst 179 Plätze, nachzulesen - mit Untersuchungsergebnissen und teilweisen Angaben zu Bewertungskriterien - im Bericht der Reporter ohne Grenzen für 2011.

Heike Gumpert, per E-Mail


Thema "Urheberrecht. Film im Kino - und im Netz", ver.di PUBLIK 5_12

Natürlich ist es nicht erlaubt, illegale Inhalte aus dem Netz zu laden. Das ist das Telefonieren mit dem Handy am Ohr im Auto aber auch nicht. Inzwischen haben sich die Künstler sowieso andere Einnahmequellen gesucht, wenn ich mir die Konzert-, CD- und Kinopreise so anschaue. Ich finde es allerdings sehr bedenklich, dass ver.di sich hier zum Handlanger der Abmahnindustrie machen will. Da wird das zum Glück abgelehnte ACTA Abkommen kleingeredet, alles halb so schlimm, es gibt Schutzmechanismen. Demnächst unterstützen wir wohl noch das neue Meldegesetz! Haben da ein paar Funktionäre völlig die Bodenhaftung verloren, oder sind da Lobbyisten am Werk? Hoffentlich werden dann bei den nächsten Wahlen doch eher diejenigen die Mehrheit bekommen, welche sich aktiv für ihre Mitglieder einsetzten. Möglicherweise hilft aber auch mal wieder ein Blick in §5 Abs.2 der ver.di-Satzung.

Dirk Huber, Leipzig

Im Beitrag heißt es: "Klar ist: Eine Weiterentwicklung des Urheberrechts ist notwendig, sowohl aus Sicht der Kreativen als auch der Verbraucher." Das finde ich auch! Aber in dem dann folgenden Text wird allein das Modell einer Pauschalabgabe ("Kulturflatrate") über Internetprovider erläutert und von dem einzigen, der überhaupt zitiert wird, Gewerkschafter Frank Werneke, rundweg abgelehnt. Sein Vorschlag für die Modernisierung ist: Nichts verändern am Urheberrecht und bei Verstößen hart durchgreifen. Kein Wort mehr von notwendigen Anpassungen an technisch-gesellschaftliche Entwicklungen, keine Idee, keine Gesprächsbereitschaft, sondern nur Sanktionen gegen Verstöße der bösen Internetnutzer. Dabei werden gerade überall neue Rechtsformen wie Creative Commons diskutiert und Verwertungsgesellschaften kritisiert wie die GEMA, die Verbraucher und Wirtschaft drangsalieren und die Einnahmen für riesige Verwaltungsapparate verbrauchen, um den Rest an wenige Superverdiener auszuzahlen. Statt für diese Dinosaurier sollte sich ver.di für ein moderneres und gerechteres Urheberrecht einsetzen, das Urhebern und Verbrauchern faire Teilhabe ermöglicht.

Oliver Numrich, per E-Mail


Titel "Schicker Flughafen, schäbige Löhne", ver.di PUBLIK 4_12

Schicke Gewerkschaft, schäbige Informationspolitik: Für diese drastische Wortwahl muss ich mich direkt entschuldigen. Wenn aber nur über Kolleg/innen im Hauptstadtflughafen berichtet wird, werde ich etwas ungehalten, da meines Erachtens in jedem Flughafen Deutschlands Kolleg/innen sorgenvoll in die Zukunft blicken. Allein in Düsseldorf hat die Fluggesellschaft Air Berlin den Abfertigungsvertrag mit der Flughafen Düsseldorf Ground Handling GmbH gekündigt. Um "sich im Wettbewerb zu positionieren", sollen im Flughafen Düsseldorf Ground Handling 400 Arbeitsplätze abgebaut werden. Es wird zurzeit verhandelt, aber wer nicht bei der Betriebsversammlung im letzten Monat war, hat Pech gehabt und erfährt nichts.

Alexander Rosenberg, per E-Mail


Thema "Im Dickicht der Buchstaben", ver.di PUBLIK 5_12

Es ist sehr verdienstvoll, dass hier einmal die Lebensumstände von Menschen mit funktionellem Analphabetismus beleuchtet werden. Diesen Menschen gehört mein Respekt, da sie es trotz ihrer Benachteiligung schaffen, am Arbeits- und sozialen Leben in dieser so sehr von Information geprägten Gesellschaft teilzunehmen.

Cristopher Cheeseman, per E-Mail


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