Ausgabe 06/2012
Krippenplätze fallen nicht vom Himmel
Die Investitionen in Bildung sind in Niedersachsen unzureichend, angefangen bei der frühkindlichen Förderung in Kindertagesstätten über das öffentliche Schulwesen bis hin zur Weiterbildung. ver.di hat zur Landtagswahl einen Faktencheck gemacht und Forderungen aufgestellt: Der Zugang zu Bildung und Bildungseinrichtungen muss flächendeckend kostenfrei möglich sein.
Einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge arbeiten inzwischen 40.000 Fachkräfte in den niedersächsischen Kitas - rund 10.000 mehr als noch vor fünf Jahren. Dreiviertel der Erzieher/innen arbeiten allerdings in Teilzeit, im Vergleich zu anderen Branchen ist das ein sehr hoher Anteil. Ein Grund dafür ist auch, dass es in Niedersachsen erheblich weniger Ganztagsbetreuung als in anderen Ländern gibt. Nur 40 Prozent der Kita-Kinder über drei Jahren werden täglich länger als fünf Stunden betreut, während es im Bundesdurchschnitt bereits 80 Prozent sind. Bereits für das nächste Jahr fehlen laut der Studie in Niedersachsen mindestens 2200 Erzieher/innen.
Das Land wird daher ab August 2013 die gesetzlich geforderte Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren nicht erreichen können. "Der rechtliche Anspruch der Eltern auf einen Betreuungsplatz für ihre Kleinkinder nützt ihnen wenig, wenn aufgrund der Untätigkeit der jetzigen Landesregierung nicht genügend Krippenplätze vorhanden sind", sagt ver.di-Landesleiter Detlef Ahting. ver.di fordert deshalb von der Landespolitik weitere Mittel zur Finanzierung des Ausbaus von Krippenplätzen in den Kommunen. Das Land hat sich bisher lediglich mit fünf Prozent statt mit den zugesagten 33 Prozent an der Finanzierung beteiligt, also den Kommunen die notwendigen Gelder vorenthalten. Dadurch ergibt sich für die nächsten Jahre ein erheblicher finanzieller Zusatzbedarf. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind geeignete Maßnahmen des Landes erforderlich.
Hoher Anpassungsbedarf
Das niedersächsische Kita-Gesetz wurde 1992 verabschiedet und zuletzt 2006 überarbeitet. Weil sich seither die Anforderungen in den Kitas verändert haben, besteht ein dringender Anpassungsbedarf. Das Gesetz muss novelliert werden, auch um den Qualitätsstandard weiter zu verbessern und um Ganztagsangebote auszubauen. ver.di fordert, dass der Personalschlüssel verbessert wird und zukünftig nur Erzieher/innen mit staatlicher Anerkennung als pädagogische Kräfte in einer Gruppe tätig sind. Für Verwaltungsaufgaben bedarf es einer Freistellung für alle Kita-Leitungen von mindestens 20 Stunden, unabhängig von der Größe der Kita. Für die Vorbereitungszeit sind pro Fachkraft 7,5 Stunden wöchentlich vorzusehen. Alle pädagogischen Fachkräfte, so ver.di, müssen einen Anspruch auf Fort- und Weiterbildung in der Arbeitszeit haben, die der Arbeitgeber trägt. ver.di engagiert sich für diese Forderungen auch im "Bündnis für Kinder und Familien in Niedersachsen".