Schwere Belastungen, miese Entlohnung

LOGISTIK | Mit der geplanten Ansiedlung der Firma Netrada wird die Region Hannover als Logistik-Standort noch weiter gestärkt. Doch von Tarifbindung, fairer Bezahlung, Sozialleistungen, qualifizierte Aus- und Weiterbildung - sind die meisten Logistikfirmen weit entfernt. "In den meisten Unternehmen gibt es nicht einmal Betriebsräte", kritisiert ver.di-Gewerkschaftssekretär Christoph Feldmann.

Nach Schätzungen von ver.di werden gerade mal ein Drittel der 13.000 Logistik-Beschäftigten in der Region Hannover nach Tarif entlohnt. Die Mitarbeiter/innen der Verteilzentren, die vor allem in Langenhagen, Wunstorf und Barsinghausen angesiedelt sind, müssen teilweise mit Stundenlöhnen von nur sechs Euro auskommen. Jeder zweite Arbeitsplatz ist außerdem befristet; 40 Prozent der Beschäftigten sind Leiharbeiter/innen. Kein Wunder für Feldmann, dass die Logistik-Mitarbeiter unzufrieden sind.

44 Prozent der Zusteller klagen über "schwere körperliche und psychische Belastungen". Fast 60 Prozent glauben nicht, bis zum gesetzlichen Rentenalter durchhalten zu können. Die Branche leidet unter Nachwuchsmangel und hoher Fluktuation. "Die Unternehmen sollen über Fachkräftemangel nicht nur klagen, sondern etwas dagegen tun - durch bessere Arbeitsbedingungen und angemessene tarifliche Entlohnung", fordert Feldmann.


Frank Bsirske in Hannover

Keine Frage des Glaubens, sondern des Machterhalts

DIAKONIE | Die Diakonie-Beschäftigten in Hannover und Bückeburg kämpfen weiter um Tarifverträge und Streikrecht. Ihre Forderungen haben sie durch zahlreiche Warnstreiks bekräftigt. Bei einer Kundgebung in Hannover warf der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske den kirchlichen Arbeitgebern "Scheinheiligkeit" vor: "Es ist keine Frage des Glaubens, sondern des Machterhalts, wenn die Diakonie am kirchlichen Arbeitsrecht festhält."

Seit 2010 stocken die Entgeltverhandlungen zwischen kirchlichen Arbeitgebern und Beschäftigten. Immer wieder versucht die Geschäftsführung, Arbeitsniederlegungen zu verbieten. Für ver.di sind Streiks dagegen ein "grundgesetzlich geschütztes Menschenrecht". Darüber wird im November eine Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts ergehen. Das Landesarbeitsgericht Hamm hatte bereits 2011 entschieden, dass auch in kirchlichen Einrichtungen gestreikt werden darf.