Ausgabe 06/2012
Schwerer Neustart für Schlecker-Frauen
Am 27. Juli wurden die letzten Schlecker-Filialen in Deutschland geschlossen. Der Stress des Restpostenverkaufs hat vielen Verkäuferinnen alle Kraft abgefordert. Erst jetzt macht sich der Schock bei den Einzelnen bemerkbar: Insgesamt 30.000 Frauen wurden in die Arbeitslosigkeit gezwungen. Europas einst größte Drogeriemarktkette ist Geschichte.
Die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt erweist sich als äußerst schwierig. Den derzeit 25.000 offenen Stellen im Einzelhandel stehen insgesamt 360.000 Arbeitssuchende gegenüber. Als Vermittlungsbremse für die ehemaligen Schlecker-Beschäftigten gelten auch innerhalb der Bundesagentur für Arbeit die "guten Verdienstmöglichkeiten" bei Schlecker. Gemeint ist, dass die Beschäftigten bei Schlecker durch ihre Betriebsräte in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft ver.di über langwierige Konflikte und Auseinandersetzungen eine tarifliche Bezahlung durchgesetzt hatten.
Agentur für Arbeit vermittelt in prekäre Arbeitsverhältnisse
Statt eines qualifizierten Voll- oder Teilzeitjobs im Einzelhandel sollen die Kolleginnen jetzt schlecht bezahlte Jobs mit miesen Arbeitsbedingungen annehmen. Wenn es für die Schleckerfrauen keine adäquaten Beschäftigungsperspektiven im Einzelhandel gibt, müssen vollwertige Ersatzarbeitsplätze geschaffen werden.
Der ver.di-Bezirk Stuttgart versucht für die ehemaligen Schlecker-Filialen, die gut gelaufen sind, ein Genossenschaftsmodell voranzubringen, bei dem doch beachtlich viele Kolleginnen die Chance hätten, die Läden vernünftig weiterzubetreiben.
Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg hat unter Vorsitz von Minister Nils Schmid, SPD, einen runden Tisch einberufen, an dem sich alle Beteiligten Gedanken machen, wie den ehemaligen Schlecker-Frauen geholfen werden kann. Viel Zeit bleibt nicht. Schon jetzt zeichnen sich verheerende Situationen bei den Kolleginnen und Kollegen ab. Unverschuldet sind sie in wirtschaftliche Not gekommen. Der Gerichtsvollzieher steht schnell vor der Tür.
Oft ist die Lage aussichtslos: Deshalb hat die Paul-Schobel-Caritas-Stiftung in Zusammenarbeit mit ver.di den Stiftungsfonds für Schlecker-Frauen eingerichtet, den wir unterstützen. Wir bitten um Hilfe für diese Kolleginnen und Kollegen. Nicht zuschauen, sondern solidarisch helfen!
Spenden bitte an: Stiftungsfonds "Schlecker-Frauen", Liga Bank, BLZ 750 903 00, Konto 6402003, Verwendungszweck: Stiftungsfonds "Schlecker-Frauen" via ver.di Stuttgart.
Christina Frank