Jetzt reden sie endlich in Altenburg (v.l.n.r.): Geschäftsführerin Gundula Werner, Geschäftsführer Lutz Blase und ver.di-Jugendsekretär Daniel Herold

So kann es kommen: In aller Öffentlichkeit und im Beisein zahlreicher lokaler Pressevertreter bekam das Klinikum Altenburger Land im September den Negativ-Preis der ver.di Jugend "Goldener Koffer" verliehen. Der Preis wird an einen Betrieb oder eine Einrichtung im Landesbezirk mit den schlechtesten Übernahmebedingungen für Auszubildende vergeben.

45 Unternehmen waren insgesamt von den Jugendlichen im Landesbezirk vorgeschlagen worden. Warum es die Altenburger Klinik traf, liege auf der Hand, sagt Jugendsekretär Daniel Herold: "Von 25 Azubis haben zwei ein Übernahmeangebot erhalten. Das auch nur, weil sie als Auszubildenden-Vertreter darauf einen Anspruch haben." Nun entschied sich eine auch noch für ein Studium, und so gibt es nur einen Azubi, der einen Arbeitsvertrag unterschreiben durfte. Alle anderen müssen in der Region suchen - oder aber sie packen die Koffer und verlassen das Altenburger Land.

Mehr Chancen für regionalen Berufsstart

Die ver.di Jugend macht in diesem Jahr mit der Kampagne "Ihr könnt uns mal - übernehmen" deutlich, wo der Schuh am meisten drückt: bei den schlechten Übernahmechancen oder Berufsstarts nach Abschluss der Berufsausbildung oder des Studiums. Wohin man sieht, herrscht Fachkräftemangel, Pflegenotstand, fehlt Personal - und dann gibt es doch keine Arbeitsplätze. Die Erkenntnis ist bitter, wenn man trotz eines qualifizierten Berufsabschlusses nur unzureichende Chancen hat. Im Ausbildungsreport 2012 der DGB-Jugend ist zu lesen, dass über 50 Prozent der jungen Leute daran interessiert sind, in ihrem Ausbildungsbetrieb zu bleiben. Größer ist die Chance der Übernahme in technischen Berufen. Da aber weist der Report nach: 21 Prozent haben lediglich befristete Verträge und elf Prozent werden mit Minijobs und Zeitarbeit abgespeist.

Im Klinikum Altenburg zeigt sich besonders deutlich der allgemeine Trend. Daniel Herold berichtet: "Von den Jugend- und Auszubildenden-Vertretern der Klinik erfuhren wir, dass es drei Monate vor Ausbildungsende immer noch keine verbindlichen Informationen darüber gab, wie viele Übernahmen die Klinik plante. So haben wir mit Aktionen im Haus auf dieses Defizit hinweisen wollen. Wir haben Postkarten und Flyer unserer Kampagne verteilt, sind in JAV-Sitzungen gegangen. Verschärft hat sich dann die Situation, als die Pflegedienstleiterin unangemeldet in eine JAV-Sitzung stürmte und sich über eine Rufschädigung der Klinik durch uns beschwerte. Abmahnungen wurden erteilt wegen Respektlosigkeit gegenüber der Pflegeleitung. Und da wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Von Seiten der Klinikleitung gab es in den anschließenden Wochen keine verbindlichen Aussagen, alles erschien ziemlich planlos. Erst als die Jugendlichen sich entschieden, Altenburg den "Goldenen Koffer" zu verleihen, gab es Gesprächsangebote.

Die Klinikleitung erschien zur "Preisverleihung", meinte aber, sie habe den Negativ-Preis nicht verdient. Schon im neuen Ausbildungsjahr, soll sich einiges ändern. Man will mehr miteinander reden, erklärte Klinikum-Geschäftsführer Dr. Lutz Blase. Es gibt wichtige Themen, die es zu besprechen gilt. So beklagt die Klinik, dass die Abschlussnoten der Azubis schlechter werden. "Stimmt", sagt Daniel Herold, "aber die Azubis arbeiten zum Teil auf den Stationen als volle Kraft, die Zeit für die Theorie wird immer weniger".

Die JAV in der Klinik will erreichen, dass es eine langfristige Personalplanung gibt und will den Widerspruch aufklären, warum auf den Internetseiten der Klinik nach qualifiziertem Personal gesucht wird, aber die jungen Leute kaum Chancen erhalten. Und eins ist richtig gut jetzt in Altenburg: Die Azubis haben erkannt, dass sich Engagement für die eigenen Interessen lohnt und eine öffentlichkeitwirksame Aktion den Umgang miteinander ändern kann.

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