Wer in Paris die Hosen anhat, ist bis Anfang Februar 2013 eine Frage des Geschlechts gewesen. Jetzt bloß nicht wundern. Es geht nämlich nicht um die französischen Staatspräsidenten, ihre Frauen, Ex-Frauen und Mätressen und wer von ihnen stets das Sagen hat im Staate. Es geht tatsächlich um Röcke und Hosen und darum, wer was wann tragen durfte. 213 Jahre lang existierte eine Verordnung in Paris, der Hauptstadt der Liebe, die es Frauen verbot, Hosen zu tragen. Die hatten nämlich im Zuge der Revolution 1789 irgendwann auch zu Beinkleidern gegriffen. Immer nur wattierte Röcke und Holzschuhe mit Plateau zu tragen, war ganz schön hinderlich, wenn frau auf die Barrikaden gehen musste. Die Pariserinnen gingen damals ganz subtil vor: Erst schneiderten sie sich Westen und Jacken mit Revers und Kokarden, wie die Männer sie trugen. Schließlich schlüpften sie, wenn es die Lage erforderte, auch in die Sansculotte, die typische kleine Kniebundhose, in der die Männer die Bastille stürmten. Frauen in Beinkleidern guckten sich die Männer aber nur eine Weile mit an, bis sie am 7. November 1800 in der Stadtverordnetenversammlung ganz unter sich beschlossen, dass Frauen zukünftig eine Genehmigung der Polizeipräfektur benötigten, um Hosen tragen zu dürfen. So ein Termin muss ihrerzeit ungefähr genauso unangenehm gewesen sein wie heutzutage hierzulande eine offizielle Fragestunde mit dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle. Der sieht Frauen nämlich auch lieber im Dirndl als im Hosenanzug mit Stehkragen. Deshalb sind jetzt die Frauen hier auf den Barrikaden. Die Pariserinnen haben sich natürlich von Anfang an einen Dreck um das Beinkleiderverbot geschert und die Hosen anbehalten. Da bleibt hierzulande jetzt nur noch: Runter von den Barrikaden, die Schürzenjäger bei ihren Röcken packen und immer schön an den Pranger stellen. Petra Welzel