Die Zeit für einen Regierungswechsel in Niedersachsen war reif. Dieser Meinung waren Umfragen zufolge immerhin 57 Prozent der Wähler und Wählerinnen, während nur 39 Prozent Schwarz-Gelb favorisierten. Gerechtigkeit, Bildung und Arbeitsmarkt - damit punktete die SPD. Auf Energie, Umwelt und Klima - darauf setzten Die Grünen. Eine gute Mischung, die letztlich die hauchdünne Ein-Stimmen-Mehrheit im Landtag bescherte.

Mit Blick auf die Bundestagswahl bleibt festzuhalten, dass für 42 Prozent der Niedersachsen Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich wichtiger sind als ein Wirtschaftswachstum, von dem sie nicht profitieren. SPD und Grüne sollten sich dies - auch in Berlin - nicht nur ins Stammbuch schreiben, sondern ihre praktische Politik danach ausrichten.

Wir begrüßen den Regierungswechsel, aber wir wollen vor allem einen Politikwechsel! Die rot-grüne Koalition hat nun die Chance, diesen Wechsel in Niedersachsen herbeizuführen und den Ankündigungen im Wahlkampf Taten folgen zu lassen. Wir werden uns daher aktiv in die Koalitionsverhandlungen einbringen. Denn gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit - das zählt für uns!

Zu diesen wichtigen Aufgabenfeldern haben wir als ver.di und gemeinsam mit dem DGB entsprechende Forderungen formuliert. Dazu zählen: eine Novellierung des Kita-Gesetzes, eine Verbesserung der Altenpflege, eine soziale Energiewende, ein Ausbau der Mitbestimmung im öffentlichen Dienst, ein Landesmindestlohn von 8,50 Euro, eine Vergabe öffentlicher Aufträge nach sozialen Kriterien. Ob Wahlkampfversprechen, wie die Einrichtung von mehr Gesamtschulen oder die Abschaffung der Studiengebühren, tatsächlich zügig umgesetzt werden - auch dabei werden wir der neuen Landesregierung auf die Finger schauen.

Wir werden Rot-Grün zudem daran erinnern, dass die gerechte Finanzierung gesellschaftlicher Aufgaben nur mit einer Vermögens- und Erbschaftssteuer, mit höheren Unternehmenssteuern und einer Finanztransaktionssteuer zu machen ist. Genug Geld ist da - das haben wir längst nachgewiesen. Statt "Gerecht geht anders" lautet die Devise jetzt: Gerecht geht!

Detlef Ahting, VER.DI-LANDESLEITER