Zu den 94 Sozialdemokraten, die am 23. März 1933 im deutschen Reichstag gegen das Ermächtigungsgesetz der Nazis stimmten, zählte auch Siegfried Aufhäuser. Der Gewerkschafter hatte zu jenen gehört, die nötigenfalls mit Generalstreik den Anführer der Nazipartei aus der Reichskanzlei vertreiben wollten. Aufhäuser hatte – gemeinsam mit Carl Legien – schon 1920 an der Spitze derer gestanden, die mit einem Generalstreik den Kapp-Putsch hatten stoppen können.

Eine in diesen Tagen erschienene Biografie beschreibt Leben und Wirken einer nahezu vergessenen Persönlichkeit der Angestelltenbewegung. "Angestellte und Arbeiter haben die gleichen Interessen", so lautete Siegfried Aufhäusers Credo. Er wandte sich vehement gegen eine Angestelltenpolitik als Standespolitik. 1921 ist ihm die Bündelung freigewerkschaftlicher Angestelltenverbände zum Allgemeinen freien Angestelltenbund (AfA-Bund) gelungen, den er an die Seite der großen Arbeitergewerkschaften im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) stellte. Die Biografie beschreibt anschaulich, wie Aufhäuser frühzeitig gegen die Nazis agiert, sich allen Anpassungstendenzen widersetzt, schließlich resigniert und am 28. März 1933 als Gewerkschaftsvorsitzender zurücktritt. Ein großer Teil der Biografie ist seinem Wirken gegen die Nazis aus dem Prager wie dem New Yorker Exil gewidmet, seinem Bemühen um geschlossenen Widerstand, um eine Einheitsfront gegen den Nazi-Terror. Sein gewerkschaftliches Engagement konnte Aufhäuser nach dem Krieg als Landesvorsitzender der Deutschen Angestelltengewerkschaft (DAG) in Berlin bis 1958 weiterführen.

Gunter Lange, der Autor der Biografie, war bis 2009 stellvertretender Chefredakteur der ver.di publik. Er zeichnet in dieser Biografie nicht nur den bemerkenswerten Lebensweg eines Gewerkschafters nach, sondern beleuchtet zugleich Jahrzehnte der deutschen Angestelltenbewegung. Er vermittelt einen neuen Zugang zur Angestelltenbewegung und trägt damit zu Korrekturen des Angestelltenbildes bei. hem

Gunter Lange: Siegfried Aufhäuser (1884 bis 1969). Ein Leben für die Angestelltenbewegung, Metropol-Verlag, Berlin, 320 Seiten, 24 Euro, ISBN 978-3863310967