Der achtstöckige Bau stürzt ein. Höchstens fünf Etagen waren gestattet

Mehr als 100.000 Textilarbeiter/innen haben am letzten Aprilwochenende gegen die lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie Bangladeschs protestiert. Seit Ende April blieben viele Textilfabriken geschlossen.

Anlass für die Proteste war - nach tödlichen Bränden in mehreren Fabriken im Herbst - erneut ein schweres Unglück. Bis Mitte Mai wurden über 1000 Arbeiterinnen und Arbeiter aus einem achtstöckigen, eingestürzten Gebäude tot geborgen. Das Gebäude war am 24. April in Savar in sich zusammengefallen, als sich tausende Menschen darin befanden, allein in den oberen Etagen des Gebäudes 3100 Arbeiter/innen von fünf Bekleidungsfabriken. Sie produzieren Textilien für Billigmarken wie Primark, möglicherweise auch für KiK und C&A.

Zwölf Cent mehr für ein Shirt

Bis Ende April konnten Retter 2436 Verschüttete lebend aus den Trümmern bergen, viele schwer verletzt. Einen Tag vor dem Einsturz hatte es eine Warnung gegeben; ein Ruck war durch das Gebäude gegangen, in den Wänden waren Risse zu sehen. Die Läden in den unteren Etagen schlossen daraufhin. Die Näher/ innen wurden am Tag des Einsturzes jedoch gezwungen, weiterzuarbeiten. Im Rahmen der internationalen "ExChains"-Kampagne vom TIE Bildungswerk und ver.di, das für die Rechte der Arbeiter/innen in den Unternehmen der Textil-, Bekleidungs- und Einzelhandelskette kämpft, war der Vorsitzende der Gewerkschaft NGWF aus Bangladesch, Amirual Haque Amin, Ende April in Deutschland. Er erklärte vor Betriebsräten und Politikern, wie dringend die Unterstützung für ein internationales Brandschutzabkommen gebraucht werde. Die Gesamtbetriebsräte von H&M und Zara hatten ihre Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung aufgefordert, endlich dem Brandschutz- und Arbeitsschutzabkommen beizutreten. Johann Rösch, Mitinitiator des "ExChains"-Projekts und ver.di-Experte, forderte, dass die Ausbeutung der Beschäftigten in Bangladesch durch die Auftraggeber beendet und faire Preise für die Produkte gezahlt werden müssten.

Die Arbeiter/innen nähen in Bangladesch für rund 52 Euro Monatslohn für große Textil- und Handelsketten aus den USA und Europa. "Wenn die deutschen Textilhändler in ihrer Kalkulation für jede Näherin im Monat 50 Euro zusätzlich berücksichtigen, würde das einzelne Produkt wie etwa ein T-Shirt nur zwölf Cent mehr kosten", sagte Johann Rösch. "Für die Händler ein lächerlicher Betrag, für die Beschäftigten aber ein großer Schritt aus der Armut."

Die Gewerkschaft NGWF bemüht sich, den Betroffenen und ihren Familien vor Ort zu helfen. Dafür ist sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Das TIE Bildungswerk leitet Spenden weiter.

Claudia von Zglinicki

TIE Bildungswerk e.V.Konto 861685, BLZ 500 502 01Stichwort: Einsturz BD

www.tie-germany.org

www.exchains.verdi.de

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