Das Gleichheitsgespenst

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 3. APRIL 2013

Ein Gespenst geht um in der deutschen Tariflandschaft. Es trägt den Namen "Gleichbezahlung" oder, in der Langform "gleicher Lohn für gleiche Arbeit". Nur auf den ersten Blick wirkt es wie ein freundlicher Geselle, der sich in der Arbeitswelt mit großer moralischer Autorität für benachteiligte Menschen starkmacht. Das erklärt, weshalb Gewerkschaften [...] mit ihren Kampagnen gegen Zeitarbeit, Werkverträge und andere vermeintlich giftige Quellen der Ungleichheit zurzeit solchen Anklang bei den politischen Parteien finden. Leider scheinen diese und viele Gewerkschafter bisher nicht zu erkennen, welche Gefahren das Gleichheitsgespenst mit sich bringt. [Es] bedroht das schon geschwächte Branchenprinzip des deutschen Tarifvertragssystems in seiner Substanz.


Noch ein Gespenst geht um

WIRTSCHAFTSWOCHE, 8. APRIL 2013

Mit an die Spitze des Marschs auf die Türme hat sich Verdi-Chef Frank Bsirske selbst gesetzt. Für den angestrebten Sitz im Kontrollgremium der Bank hat der 61-Jährige sogar seinen Aufseher-Posten bei der Lufthansa aufgegeben. Der Antritt des erprobten Arbeiter- führers hat Deutschbankern Angst eingejagt. Als es im Sommer hieß, Bsirske wolle den Vizevorsitz im Aufsichtsrat übernehmen, fürchteten sie schon den Ausbruch des Klassenkampfs in der Zentrale des Finanzkapitalismus. Nun tritt der gemäßigte Betriebsratsvorsitzende Alfred Herling als Spitzenkandidat an. Dennoch geht das Gespenst Bsirske weiter um in den Türmen.


Sensibilität wächst

WESTFALENPOST, 11. APRIL 2013

"Tarifkonflikte werden in hohem Maße auch in der Öffentlichkeit entschieden: Empfindet sie die Forderung als gerechtfertigt? Und wir begrüßen es, wenn, wie gerade erst im Fall Amazon, die Sensibilität wächst."

Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender


Wettlauf um Löhne

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 26. APRIL 2013

2013 werden für 12,5 Millionen Arbeitnehmer die Tarifverträge neu verhandelt; in einem normalen Jahr sind es etwa neun Millionen. [...] Es könnte zu einem Wettlauf um Löhne kommen, zumal die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi diesmal an vielen Fronten kämpft. Sie hat bereits mit Warnstreiks bei der Post und Lufthansa für Furore gesorgt. Auch beim Internetversender Amazon, der wegen schlechter Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten ist, will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Tarifverträge etablieren. Doch die Firma sträubt sich. Es gab Streiks, weitere könnten folgen. Selten zuvor hatte Verdi so viele Möglichkeiten, sich in Tarifrunden zu beweisen - oder zu scheitern.


Im Zweifel für die Kohle

DIE ZEIT, 2. MAI 2013

Auch im Jahre 2013 betonen Gewerkschaftler und Umweltaktivisten zwar in Sonntagsreden gern, wie sehr Umwelt und Soziales, Natur und Arbeitnehmerinteressen verbunden seien. Kommt es hart auf hart, zählt das alles wenig. Dann trennen die beiden nach wie vor tiefe Gräben. Dann wollen die einen die Umwelt retten. Und die anderen die Jobs. [...] Mit den üblichen Argumenten: Arbeitsplätze, Wachstum, Wertschöpfung. Vor ein paar Tagen warnte ver.di-Chef Frank Bsirske aus ähnlichen Gründen vor mehr Nachtflugverboten. Und gemeinsam mit der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Kabinengewerkschaft UFO reichte ver.di beim Bundestag eine Petition ein: Sie fordern, dass die 2011 eingeführte Luftverkehrssteuer abgeschafft wird. Man kennt so etwas aus der Vergangenheit. In ähnlichen Fällen war das Verhältnis zwischen Gewerkschaften und Umweltverbänden auch früher spannungsgeladen.