Von wegen Krankenschwestern streiken nicht?!

Insgesamt 1 700 Beschäftigte beteiligten sich am 2. Warnstreik

Nach vier zähen und äußerst schwierigen Tarifverhandlungen konnte ver.di am 13. Mai mit dem Krankenhaus-Arbeitgeberverband Hamburg (KAH) eine Einigung erzielen. Das Tarifergebnis gilt für die Beschäftigten des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), des Universitären Herzzentrums (UHZ), der Asklepios-Kliniken in Hamburg sowie einiger weiterer Einrichtungen.

Auch schwierige Arbeitgeber lassen sich am Ende überzeugen. Die Verhandlungsrunden wurden von ihnen mit harten Bandagen geführt. So wurden Stationen geschlossen, und die Geschäftsleitung der Asklepios-Kliniken Hamburg GmbH begründete einen konzernweiten Einstellungsstopp mit dem Risiko der Tarifergebnisse. In dieser Tarifrunde wurde deutlich, wie schwierig Verhandlungen mit Unternehmen wie Asklepios sind, die jegliche Verbesserung für die Beschäftigten nicht aus finanziellen, sondern aus prinzipiellen ideologischen Gründen ablehnen.

Warnstreiks mit Erfolg

Auf die starre Haltung des Arbeitgebers am Verhandlungstisch folgten am 8. April der erste Warnstreik von 1 500 Beschäftigten und am 24. April der zweite mit insgesamt 1 700 Teilnehmenden. Mit lautstarkem Protest zogen die Streikenden durch die Innenstadt. Dabei wurden zentrale Bereiche in den bestreikten Krankenhäusern lahmgelegt. Hilke Stein, Fachbereichsleiterin und ver.di-Verhandlungsführerin, betonte: "Am Computer findet sich manchmal ein Feld, auf dem steht: Einstellung ändern. Ich wünsche mir, dass es in den Köpfen der Arbeitgeber auch ein solches Feld gibt, auf das man einfach klicken könnte: Einstellung ändern - nicht: Einstellungen stoppen!" Dass genügend Geld in den Krankenhäusern des KAH zu verteilen ist, steht außer Frage. Allein die Beschäftigten von Asklepios haben im Jahre 2013 in Hamburg für den Konzern einen Reingewinn in zweistelliger Millionenhöhe erwirtschaftet.

Mit der Entschlossenheit der Beschäftigten ist es gelungen, der Arbeitgeberseite zu verdeutlichen, dass sie die Chance am Verhandlungstisch nutzen sollten. So konnte am 13. Mai ein tragfähiges Tarifergebnis erzielt werden.

Die Kernregelungen

  • Erhöhung der Entgelte um 3,0 Prozent, mindestens aber um 90 Euro, und zwar rückwirkend zum 1. April 2014. Eine weitere Erhöhung um 2,4 Prozent folgt zum 1. Mai 2015.
  • 30 Tage Urlaub für alle.
  • Laufzeit des neuen Tarifvertrags bis zum 31. März 2016.

Erneut konnten Tarifbestandteile oberhalb des TVöD Niveaus vereinbart werden:

  • Eine Erholungsbeihilfe für Juli 2014 und 2015 jeweils in Höhe von 150 Euro.
  • Wegfall der Stufen I und II beim Bereitschaftsdienst. Darüber hinaus werden ab sofort Zuschläge für die Arbeitszeit im Bereitschaftsdienst an Feiertagen, Sonntagen und in der Nacht gezahlt. Die tarifvertragliche Regelung über 26 freie Sonntage im Jahr wurde verlängert.

Auch die Auszubildenden profitieren von dem Tarifabschluss:

  • Erhöhung der monatlichen Ausbildungsvergütung um 50 Euro rückwirkend zum 1. April 2014 und um weitere 25 Euro zum 1. Mai 2015.
  • Auszubildende erhalten eine Erholungsbeihilfe von jeweils 50 Euro in den Jahren 2014/2015. Erhöhung des Jahresurlaubs auf 28 bzw. 29 Tage.

Mit diesem Tarifabschluss haben die Beschäftigten einmal mehr bewiesen, dass auch in Krankenhäusern Verbesserungen per Streik durchgesetzt werden können.


Erika Schwab, Auszubildende AK St. Georg: "Ich finde es klasse, dass unsere Forderungen durchgesetzt werden konnten. Mehr Urlaub ist ein Anfang, damit man sich erholen kann. Blöd ist der Einstellungsstopp, der nagt an den Nerven. Geld und Urlaub ist nicht alles. Ich möchte gute Pflege leisten und genug Kolleg/innen an meiner Seite haben. Aber wie soll das mit schlechten Ausbildungsbedingungen funktionieren? Darunter leiden wir und die Patienten."


Steven Reinke, AK Harburg: "Ich bin auf die gute Beteiligung an den Streiktagen sehr stolz! Nur so konnten wir dieses Ergebnis erreichen. Ich freue mich sehr darüber, dass nun alle die 30 Tage Urlaub bekommen und dass dies nicht nur für Langzeitbeschäftigte gilt. Sehr erfreulich sind auch die beiden Erholungsbeihilfen von 150 Euro. Es wirkt wie ein zusätzliches Urlaubsgeld im Sommer - schön! Leider haben wir trotz der enormen Gewinne der Arbeitgeber einiges nicht geschafft - aber dies nehmen wir uns für die nächsten Tarifrunden vor. Darauf freue ich mich!"


Franziska Bode, AK St. Georg: "Im Großen und Ganzen ist das Ergebnis zufriedenstellend. Die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber waren ziemlich hart. Auch die Maßnahmen, die der Arbeitgeber eingeleitet hat, wie etwa der Einstellungsstopp trotz der Millionen-Gewinne. Das zeigt meiner Meinung nach eine mangelnde Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit im Konzern."