Unser ver.di-Kollege Stefan Hanitzsch gründete gemeinsam mit dem verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt vor Jahren den Internet-Fernsehsender stoersender.tv. Die Redaktion der ver.di-Publik-München-Seite wollte Genaueres über das Projekt wissen.

ver.di PUBLIK | Wie kam es zur Gründung von stoersender.tv?

STEFAN HANITZSCH | Es gibt 1001 Gründe, doch ich möchte die zwei wichtigsten nennen: Erstens brauchen wir unabhängige Medien und nicht nur konzerngesteuerte Produktverbreitungsapparate oder allzu brave öffentlich-rechtliche "Bedürfnisanstalten", wie mein Co-Gründer Dieter Hildebrandt sie immer so treffend genannt hat. Und zweitens gab es noch keinen TV-Sender, der sich als Medien-NGO (Nicht-Regierungs-Organisation) versteht, der also den vielen Initiativen eine Plattform und ein Schaufenster bietet. Dafür ist die einzigartige Kombination aus Kabarett, Journalismus und sozialem Engagement ideal.

ver.di PUBLIK | Schreckt ein Name wie "stoersender.tv" nicht eher ab, als dass er Neugierde weckt?

HANITZSCH | Auf jeden Fall ist der Name ein "Hingucker" und "Hinhörer". Die meisten politisch Interessierten machen sich große Sorgen um die Demokratie und wollen, dass deren Demontage gestört wird. Mir ist dabei nicht nur der Protest wichtig, wie zum Beispiel gegen die Ungerechtigkeit, dass große Konzerne fast keine Steuern zahlen müssen, sondern vor allem die kreative Störung durch utopische und zukunftsfähige Projekte. Daher ist die Partnerschaft mit der Stiftung Futur 2 (futurzwei.org) ein großer Gewinn für den Störsender.

ver.di PUBLIK | Was genau kann ich mir auf stoersender.tv anschauen - und was kostet mich das?

HANITZSCH | Das Programm ist sehr bunt. Wir zeigen von der Verleihung der russischen Staatsbürgerschaft ehrenhalber an die Firma Apple über den "Aufruf zur Revolte" von Konstantin Wecker und Prinz Chaos II., Bargespräche mit Georg Schramm bis hin zu esoterischen Ritualen über die Große Koalition alles, was das Störerherz begehrt. Das alles kostet: nichts! Und Werbespots schalten wir auch keine. Natürlich freuen wir uns, wenn die Leser dieser Zeilen uns freiwillig unterstützen, "Störnossen" werden oder bei uns im Shop einkaufen. Denn von nix kommt auch beim Störsender nix.

INTERVIEW: Heinrich Birner