Vor einem Jahr, am 17. September 2013, verloren alle 595 beim griechischen Finanzministerium angestellten Reinigungskräfte ihren Job. Ihre Arbeit sollte ab sofort von einer privaten Firma übernommen werden. Sicherlich hatten weder der damalige Finanzminister Giannis Stournaras noch Ministerpräsident Antonis Samaras damit gerechnet, dass ausgerechnet diese Frauen der Stellenstreichungspolitik im öffentlichen Dienst großen Widerstand entgegensetzen würden. Doch sie sind bis heute nicht gewillt, ihren Rausschmiss zu akzeptieren.

Vom Moment der Kündigung an setzten sie sich zur Wehr. Als erstes, indem Dutzende von Frauen jeden Morgen den Eingang zum Hauptgebäude des Finanzministeriums in Athen blockierten. Sie ließen sich nicht davon abschrecken, dass die Regierung nach wenigen Tagen die Polizei gegen sie einsetzte: Die mit Schlagstöcken vertriebenen Frauen fanden sich regelmäßig am nächsten Tag wieder am Eingang ein. Besonders die Abgesandten der Troika bekamen die Wut der Frauen zu spüren. Sie mussten bei ihren Besuchen im griechischen Finanzministerium stets, von ihren Bodygards begleitet, über den Hintereingang ins Gebäude gelotst werden.

Es geht den Frauen nicht nur um ihre eigenen Jobs

Seit Mai befindet sich auf dem Platz vor dem Finanzministerium ein kleines Zeltlager, in dem einige der Frauen bis heute ausharren.

Gleichzeitig wehren sich die Putzfrauen auch juristisch gegen ihre Kündigung. Zunächst mit Erfolg, denn in erster Instanz wies die griechische Justiz die Kündigungen im Mai als verfassungswidrig zurück, die griechische Regierung solle die Frauen sofort wieder einstellen. Die Regierung weigerte sich jedoch und erwirkte eine einstweilige Verfügung, nach der die Wiedereinstellung bis zum Urteil in einem Berufungsverfahren ausgesetzt wird. Die Berufung soll am 23. September stattfinden.

Zum Symbol des Widerstands aber wurden die Putzfrauen, weil sie ihren Kampf nicht auf die Verteidigung des eigenen Arbeitsplatzes beschränkten. Wo immer in den letzten elf Monaten Betroffene der brutalen Sparpolitik sich zur Wehr setzten, waren sie dabei. Auf jeder Streikdemonstration stach der Block der Eimer und Besen schwenkenden und lautstark Parolen rufenden Frauen aus der Menschenmenge heraus. Sie unterstützen die ebenfalls im Handstreich auf die Straße gesetzten Angestellten der ehemaligen öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalt ERT, die sich bis zum November vergangenen Jahres mit der Besetzung des Sendegebäudes in Athen gegen die Schließung des Senders im Juni 2013 zur Wehr setzten. Und sie fuhren nach Nordgriechenland, wo sich die Einwohner der Region Skouries gegen den umweltzerstörenden Goldabbau wehren.

Längst geht es ihnen nicht mehr nur um die eigene Wiedereinstellung und ihre mit zwischen 300 und 650 Euro Netto im Monat schlecht bezahlten Jobs. Den Frauen ist vielmehr klar, dass das von ihnen beanspruchte "Recht auf ein würdiges Leben" nur mit einer generellen Abkehr von der Sparpolitik zu erringen ist.

Viele ebenfalls Betroffene erklären sich mit den unermüdlichen Frauen solidarisch. Ihr Zeltlager vor dem Ministerium bekommt regelmäßig Besuch, so von den zahlreichen "kollektiven Küchen", die in der Krise entstanden sind und Essen gemeinsam mit und für Bedürftige zubereiten. Ende Juli besuchten Tausende Menschen ein Solidaritätskonzert für die Putzfrauen mit der bekannten griechischen Sängerin Haris Alexiou auf dem Syntagma-Platz in Athen, vor dem Parlament. Für den 20. September haben die Frauen zu einem "Internationalen Tag der Solidarität" aufgerufen.

Heike Schrader