Trillern für die Gasturbine

TAZ, 8. Oktober 2014

Ver.di-Chef Frank Bsirske gehört nicht eben zu den Energieexperten der Nation. Am Montag dieser Woche nahm er sich jedoch eines echten Expertenthemas mit dem sperrigen Namen "Kapazitätsmarkt" an. Das könnte die Debatten über die Energiewende in Deutschland im nächsten Jahr deutlich verschieben: Weg von der Frage, wie erneuerbare Energien ausgebaut werden - hin zu der Frage, wie konventionelle Gas- und Kohlekraftwerke erhalten werden.


Kein Platz für Gefühle

Tagesschau.de, 24. Oktober 2014

Jede vierte Karstadt-Filiale arbeitet mit Verlusten. Mehrere Tausend Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Betriebsrat und die Gewerkschaft ver.di stehen vor einer heiklen Frage: Inwieweit sollen sie Einkommenskürzungen bei der Sanierung zustimmen, um möglichst viele Arbeitsplätze und Filialen bei Karstadt zu erhalten? Auch hier könnten zu viele Gefühle den klaren Blick verstellen. Zu oft haben die Karstadt-Beschäftigten mit Gehaltsverzicht für eklatante Managementfehler büßen müssen. Damit muss Schluss sein.

Wer Karstadt retten will, braucht einen klaren Kurs und überzeugende Geschäftskonzepte. Die fehlen bisher. Erst dann aber kann der Neustart gelingen: mit harten Einschnitten und deutlich weniger Personal, aber ohne weiteren Gehaltsverzicht - eher mit Zulagen. Nur motivierte Verkäufer und Disponenten können die angeschlagene Warenhausgruppe noch retten - und eine Karstadt-Führung, die endlich weiß, was sie eigentlich will.


Das Bremserhäuschen verlassen

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. September 2014

Wenn neue Technologien von großen Umbrüchen in der Arbeitswelt künden, dann steigen Gewerkschaften nach klassischer Erfahrung sehr schnell ins Bremserhäuschen des technischen Fortschritts. Schließlich bedeuten solche Umbrüche in der Praxis, dass bestehende Arbeitsverhältnisse unter Druck geraten könnten - und damit auch die Interessen der heutigen Gewerkschaftsmitglieder. Die Interessen möglicher zukünftiger Mitglieder sind dagegen in den Gewerkschaftsgremien typischerweise unterrepräsentiert.

Umso interessanter sind vor diesem Hintergrund zwei aktuelle Ereignisse in Zusammenhang mit den sogenannten Megathemen "Digitalisierung" und "Industrie 4.0", die in diesen Tagen Einblicke erlauben, wie sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Industriegewerkschaft Metall auf die Zukunft einstellen. Kurz gefasst: Folgt man ihren beiden Vorsitzenden, zeigen sich die beiden größten und zuweilen auch recht kämpferischen Gewerkschaften mindestens bemüht, die erwarteten technologischen Fortschritte nicht von vornherein zu verteufeln.


Die eigene Macht im Blick

Die Welt, 22. September 2014

Im Tarifstreit mit dem Internet-Versandhändler Amazon erhöht die Gewerkschaft Ver.di den Druck deutlich. (...) Der Kern des Streits ist, dass Amazon sich vehement weigert, einen Tarifvertrag abzuschließen. (...) Der Gewerkschaft geht es auch um ihre eigene Macht in der Branche, in der sie schwach organisiert ist. Im Einzelhandel sinkt seit Jahren die Tarifbindung, damit schwindet auch die Bedeutung von Ver.di. Und eine Gewerkschaft, die keine Löhne mehr verhandelt, kann nur schwer Mitglieder werben. Selbst im Westen liegt die Tarifbindung im Einzelhandel nur bei 45 Prozent. Da ist Amazon nur ein Unternehmen unter vielen, das keinen Tarifvertrag unterschreibt. Es geht Ver.di auch darum, ein Exempel zu statuieren.


Harter Brocken

TAZ, 28. Oktober 2014

"Amazon ist ein harter Brocken, den wir weichklopfen müssen!"

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske anlässlich des Streikauftakts bei Amazon Rheinberg am 27. Oktober 2014