Eine Gedenktafel für den unbekannten Deserteur

Zum Gedenken eines 17-Jährigen, der dort wenige Tage vor Kriegsende 1945 von Nazis ermordet worden war, kamen am 24. April 2015 rund 200 Menschen in Berlin auf der Kreuzung Berliner/Ecke Uhlandstraße zusammen. Vor 70 Jahren, am 24. April 1945, hatten SS-Männer den Jugendlichen in einem Keller in der Uhlandstraße aufgespürt - auf der Suche nach Wehrfähigen für den sogenannten Endkampf. Sie schleppten den Jungen auf die Straße und hängten ihn an einem Laternenpfahl vor dem Haus Nummer 103 auf. Tagelang ließen die Nazis ihn zur Abschreckung dort hängen, um den Hals ein Schild mit der Aufschrift: "Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen." Endlich nun wurde in diesem April am Ort des Verbrechens eine Gedenktafel angebracht. Zur Erinnerung an den 17-Jährigen, dessen Name bis heute unbekannt ist, und an "alle, die sich dem Krieg verweigerten und deshalb ermordet wurden".

Fast zwei Jahre hat sich der ehemalige Geschichtslehrer Michael Roeder dafür eingesetzt, bis die Gedenktafel-Kommission des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf einwilligte. In seiner Rede dankte er den vielen Unterstützern. Laura von Wimmersperg von der Friedenskoordination (Friko) berichtete, dass die Friko sich bereits 1995 für die Tafel eingesetzt habe, jedoch vergeblich. Seinerzeit hatten sie noch mit Zeitzeugen sprechen können. Die erinnerten sich, dass Anwohner bis in die 50er Jahre an jedem 24. April Blumen unter die Laterne gelegt hatten und einen beschrifteten Pappkarton - zu Ehren eines Deserteurs.

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