Die Maisinsel - Diese Landschaft, diese Gesichter! Und was für Bilder von archaischer Schönheit! Es geschieht zwar nicht viel in dieser Geschichte, aber im Stillen baut sich eine Dramatik auf. Im Grenzgebiet zwischen Georgien und Abchasien herrscht Krieg. Doch auf dem malerischen Enguri-Fluss, der vom Kaukasus ins Schwarze Meer mündet, sieht alles friedlich aus, nur aus der Ferne hört man Schüsse. Der Fluss schwemmt Brocken fruchtbaren Bodens in die Ebene, wo sie sich zu kleinen unbewohnten Oasen zusammenschließen. Ein alter Farmer baut auf einer dieser Inseln eine Fischerhütte für sich und seine Enkelin. Minutiös zeichnet Ovashvili all die Mühsalen dieser beiden Einsiedler nach. Sie graben den Boden um, säen Mais, fangen Fische, schweben aber auch in Gefahr. Plötzlich liegt ein verwundeter Soldat im Feld und weckt den Freiheitsdrang der jungen Enkeltochter, deren Sexualität gerade erwacht. Der Film erzählt sinnbildlich vom Kreislauf des Lebens. Am Ende zerstört die Natur alles, was der Mann erschaffen hat. Kirsten Liese

GE / D / F / CZ / KZ 2014. R: GEORGE OVASHVILI, D: ILYAS SALMAN, MARIAM BUTURISHVILIl, IRAKLI SAMUSHIA, 100 MIN., START: 25. MAI


Mein Herz tanzt - Palästina in den 80er Jahren. Palmen, Wüsten, Muezzin-Gesang und Sirenenalarm im Krisenherd eines der brisantesten Konflikte. Eyad wächst als Sohn eines palästinensischen Widerstandskämpfers auf. Stolz erzählt der kleine Junge seinem jüdischen Austauschschüler: "Mein Vater ist Terrorist!" Die Auseinandersetzung zwischen Israelis und Arabern prägt sein kindliches Weltbild. Das Leben des Mathematikgenies ändert sich Jahre später schlagartig. Als einzigen Palästinenser nimmt ihn ein Elite-Internat in Jerusalem auf. Das erste Mal erfährt er, was es heißt, Außenseiter zu sein. Gleichzeitig verliebt er sich in seine jüdische Mitschülerin Naomi. Doch nur eine folgenschwere Entscheidung hilft ihm, seinen Weg als Erwachsener zu gehen. Erneut macht der israelische Regisseur Erin Riklis die persönliche Dimension des Nahostkonflikts sichtbar. Sein eindringliches Plädoyer für eine friedliche Koexistenz bewegt sich zwischen einer Geschichte über das Erwachsenwerden und einem Drama. Mit Gespür für Zwischentöne und groteske Situationen wirft er einen offenen Blick auf das Gegeneinander von Kulturen. Inmitten scheinbarer Ausweglosigkeit entdeckt er sensibel und humorvoll menschliche Gesten, die Hoffnung machen. Luitgard Koch

D/ F/I 2014 R: ERAN RIKLIS, D: DANIELLE KITZI, ALI SULIMAN, YAEL ABECASSIS, 104 MIN., KINOSTART: 21. MAI


Love & Mercy - Die Angestellte eines Autohändlers trifft auf eine faszinierende, aber beschädigte Berühmtheit. Wohin kann eine Affäre mit so einem Typen führen? Der Spielfilm über den kreativen Kopf der Beach Boys, Brian Wilson, versucht, die Sentimentalitäten von Künstlerbiografien zu vermeiden. Love & Mercy verdankt seine Wucht der Doppelbesetzung mit Paul Dano als Brian in den scheinbar leichtlebigen Sixties und John Cusack als Brian drei Jahrzehnte später. Zunächst baut sich eine Tragödie auf. Extreme Sensibilität, Erfolg und Erfolgsdruck sowie garstige Menschen formen einen Innovateur der Musikwelt zur tablettensüchtigen Ruine. Schauspieler Paul Giamatti terrorisiert ihn als pseudogütiger Psychotherapeutendiktator. Gegengewichte des Films sind das sonnige Südkalifornien, die eingewobene Entstehung eines Hits, ohne den unser aller Leben einen beglückenden Song ärmer wäre, und, dass Brian Wilson am Ende von seiner Autoverkäuferin und zukünftigen Frau gerettet wird. Good good good vibrations. Jutta Vahrson

USA 2014, R: BILL POHLAND. D: JOHN CUSACK, ELISABETH BANKS, 120 MIN., KINOSTART: 11. JUNI