Grundsätzlich finde ich die Kampagne "Aufwerten...jetzt!" eine super Sache. Und als langjähriges Gewerkschaftsmitglied hat dies meine volle Solidarität. Nur stoßen mir, gerade in ihrem Artikel, immer wieder einige Aussagen unangenehm auf. Zum Beispiel wird gleich in den ersten Sätzen des Artikels suggeriert, dass soziale Berufe "Frauenangelegenheiten" seien. Zudem ist immer wieder die Rede von der "Erzieherin". Ich kann aus meinem Berufsleben als Erzieher nicht das Bild bestätigen, dass dort nur Frauen arbeiten. Sicherlich gibt es genügend Statistiken, die irgendwie beweisen, dass ich im Unrecht bin, aber zumindest hat sich in meinem persönlichen Empfinden in den letzten zehn Jahren viel getan. Der Erzieher wird nicht mehr von den Eltern schief angeschaut, wenn er seiner täglichen Arbeit nachgeht und mit den Kindern in einem Raum ist. Aber hin und wieder gibt es immer noch Leute, die einen Generalverdacht gegen männliche Erzieher hegen. Da sind diskriminierende Gedanken und Aussagen wie "Der muss doch schwul sein" oder "Der darf aber mein Kind nicht wickeln" schon an meine Kolleginnen weitergetragen worden. Diese ablehnenden Haltungen waren vor rund zehn Jahren noch intensiver zu spüren. Trotz oder gerade wegen dem wachsenden Vertrauen gegenüber männlichem Betreuungspersonal würde ich mir wünschen, dass die Kampagne sich nicht zu sehr auf Erzieherinnen fixiert. Denn, um zurück zum Artikel zu kommen, eine Aufwertung der sozialen Berufe kann nicht dadurch entstehen, dass Frauen sich wieder den "Frauenschuh" anziehen. Es geht nur gemeinsam mit allen Menschen, die in diesen Berufen arbeiten. Ihre Behauptung, dass bei einer Mehrheit der Männer in diesen Berufen schon längst eine Aufwertung stattgefunden hätte, ist äußerst dünn. Tarifverträge werden von Gewerkschaften und Arbeitgebern ausgehandelt, nicht von Männern und Frauen.

Der "Feind" im Arbeitskampf sollte nicht der männliche Kollege sein, sondern der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin. Der Erzieherberuf ist nicht nur wegen der geringen Bezahlung für Männer unattraktiv, sondern auch wegen der vielen Vorurteile in der Gesellschaft. Diese müssen abgebaut werden. Wenn die Kampagne eine weniger feministische Ausrichtung hätte, wäre schon viel geholfen.

Fedja Schwember, per E-Mail

Wieder einmal hat es die Gewerkschaft versäumt, einen Kontrapunkt gegen die neokapitalistische Ausbeutung zu Gunsten des Kapitals zu setzen, leider! Und die Entschuldigung, dass die Kommunen nicht mehr zahlen können, weil sie selbst pleite sind, ist so alt und so abgedroschen. Diesen Spruch hört man seit Jahrzehnten. Es wäre ganz einfach, mehr Einnahmen zu generieren, wenn es endlich zu einer Wirtschaftspolitik kommen würde, die wieder die Vermögenssteuer erheben, die Spaltung der Mehrwertsteuer aufheben und die für die Euroländer beschlossene Transaktionssteuer, die nach Hochrechnungen rund 45 Milliarden Euro alleine für Deutschland brächte, einführen würde.

Albert Wagner, Bochum

Sozialarbeiter sind die Klempner der Nation. Wenn es bei uns zu Hause tropft, etwas nicht dicht ist, verstopft, überläuft, locker, trostlos, unzumutbar ist oder wenn solche Defekte noch rechtzeitig verhindert werden können, dann tritt Sozialarbeit in unser Leben. Jetzt wird geklärt, beraten, unterstützt, geregelt und in die Wege geleitet, um vor schlimmeren Entwicklungen zu bewahren oder noch Schlimmeres zu verhüten. Gewalt in der Familie und auf dem Schulhof gehören dazu, wie auch das Schulschwänzen zu verhindern, das unerwünschte Baby zu schützen, das verwahrloste Elternhaus zu sanieren oder Alternativlösungen zu entwickeln. Alkohol, Drogen, Kriminalität, Gewalt, Einbruch, Diebstahl, alles Themen, die wir uns gern als Krimi reinziehen, aber im richtigen Leben wollen wir nichts damit zu tun haben.

Weil wir auch ein Sozialstaat sind, der nicht nur materielle Hilfen leistet, sondern auch Menschen "menschliche Hilfe" professionell zuteil werden lässt und gemäß gesetzlichen Regelungen auch dazu verflichtet ist, dagegen wird wohl niemand etwas haben wollen. Es muss nicht immer gleich das Haus abbrennen, es genügt, dass das eigene Kind "Mist" gebaut hat und die Eltern nicht mehr weiter wissen. Sie und andere sind froh, wenn wir mittlerweile den Profi zur Hand haben. Denn der Ratschlag der Oma ist vielleicht angesichts der Schwere des Vorfalls doch nicht so hilfreich. Was ist denn, wenn Mädchen sich plötzlich und heimlich zum IS absetzen, dort heiraten und Kinder kriegen?

Um hier und in vielen weiteren Fällen konstruktiv, professionell handeln zu können, haben diese Sozialklempner ein Studium an einer Fachhochschule oder Universität absolviert. Mit dem Hochschulabschluss sind die Absolventen an sich schon höher gestuft, was Bezahlung und entsprechende Verantwortung betrifft. Vom Sozialklempner darf man auch entsprechend gute, vor allem wirksame Leistungen erwarten. Denn keiner will, wenn es in der Familie mal ganz schlecht läuft, einen Dilettanten in der Familie rumfuhrwerken sehen.

Aber wie überall, Fachleute kosten. Und gute Bezahlung motiviert. Der Sozialklempner leistet aber mehr. Er wirkt über ein Familiendrama hinaus in die gesellschaftlichen Verhältnisse hinein. Wenn es heißt, die Kinder- und Jugendkriminalität habe in Deutschland nicht zugenommen, im Gegenteil, sie hat abgenommen, dann steckt auch mit Sicherheit die Leistung der Klempner drin. Das ist nur ein mögliches Beispiel. So richtig messen, wie etwas auf die Waage legen, geht in diesem Aufgabenfeld leider nicht.

Kurzum, was wollen wir, wenn es um soziale Gerechtigkeit in Familie, Beruf und anderen gesellschaftlichen Gruppierungen geht, wo immer wieder Probleme, Konflikte, Krisen nach Hilfe schreien? Gesetzlich ist die Hilfe verbürgt. Soziale Kompetenz geht in unserer Gesellschaft immer mehr verloren.

Eine vernünftige Regelung wird teuer, ist nützlich und erspart zukünftige Kosten.

Burkhard Kunze, Kassel

Ja es ist Realität, dass zu den niedrigen Löhnen im Sozialbereich die erzwungene/unfreiwillige Teilzeit kommt. Bitter stößt es mir auf, wenn ihr da nur Pflege- und Erziehungsdienst nennt. Kinder, Alte, Kranke und Beschäftigte wollen gute Speisen konsumieren, in sauberen fachgerecht gereinigten Räumen ihre Arbeit leisten und täglichen anderen vielfältigen Support aus der Hauswirtschaft in Anspruch nehmen. Wenn dann Putzen und Kellnern als unqualifiziert bezeichnet wird, so fördert das nicht die Gleichwertigkeit der Berufsgruppen, denen es genauso schlecht oder noch schlechter geht. Reinigungs- und Küchenfrauen werden meist in Teilzeit angestellt mit der Begründung, die Arbeit sei so schwer und Teilzeitler fingen die Arbeitsspitzen ab. Wer hat schon mal von einem Müllmann in unfreiwilliger Teilzeit gehört? Die große Menge prekärer Arbeitsverhältnisse, zum Teil ausgelagert, in Gebäudereinigung und Catering holt uns dann ein, wenn der jährliche Rentenentgeltpunkt als Durchschnittssumme aller in Deutschland bezahlten Löhne immer niedriger ausfällt.

Ingrid Aumaier-Sauereisen, per E-Mail


Brennpunkt "Der Post-Raub", ver.di publik 4_2015

Die Mehrheit der Aktionäre bei der (leider privatisierten) Post-AG sind US-Amerikaner. Was das bedeutet, kann jede/r nachlesen bei: "Werner Rügemer/Elmar Wigend - Die Fertigmacher" im Verlag Papyrossa, mit dem Untertitel "Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung". Beim WDR 5 gibt es eine Hotline, auf der man begründet Ärger abladen kann. X-mal habe ich darauf hingewiesen, dass man während des Streiks der PostlerInnen mit öffentlicher Duldung das Lohndumping durch Bildung der Delivery-Gesellschaften verschweigt, von den steigenden Dividenden gar nicht zu reden: Keine entsprechenden Kommentare! Ich wünschte mir mehr Pfiff und Pfeffer bei der Kritik an der skandalösen Wirtschaftsentwicklung. Glück auf!

Eberhard Przyrembel, per E-Mail


Kommentar "Diskriminierung mit System", ver.di publik 4_2015

Danke für diesen Kommentar und den Artikel über Edeltraud Walla. Beim Lesen des Begriffes "Besitzstandswahrung" konnte ich nur ungläubig den Kopf schütteln. Als ich nach vielen Jahren auf einer gut bezahlten Stelle als Office Managerin durch die Insolvenz des Arbeitgebers, die durch Kürzung der staatlichen Förderung eintrat, arbeitslos wurde und die ersten Gespräche beim Arbeitsamt hatte, war keine Rede von Besitzstandswahrung, sondern es ging darum, überhaupt wieder eine Stelle zu finden. Mir wurde gesagt, dass ein Verdienst von bis zu 30 Prozent weniger durchaus zumutbar wäre. Und das in einem Alter von 58 Jahren, also die letzten Jahre vor der Rente, die dadurch erheblich geringer ausfallen wird als geplant. Hier hieß es, Hauptsache wieder eine Arbeitsstelle finden...

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte selbstverständlich sein.

Eva Hofmann, Frankfurt


Thema "Aus für Hörste besiegelt", ver.di publik 4_2015

Als Intensiv-Leser der ver.di publik würde ich mich freuen, wenn demnächst wieder einmal über die tolle Arbeit und Angebote in unseren (noch) zehn Bildungsstätten berichtet würde. Denn unsere Gewerkschaft hat damit unseren Mitgliedern etwas Wichtiges, Gutes und Bereicherndes zu bieten (Perspektive 2015). Dieses Bildungsangebot ist auch ein hervorragendes Werbeargument! Es ist ein guter Grund für eine Mitgliedschaft. Ein schöner Anlass ist in diesem Jahr das 60-jährige Jubiläum des Bildungszentrums Gladenbach und der 20.Geburtstag der Bildungsstätte Saalfeld.

Karsten Paetzold, Bezirk Südhessen

Seit mehreren Jahren besuche ich bereits die Seminare für politische Weiterbildung in Saalfeld. Ich bin jedesmal begeistert und freue mich auf das nächste. Daher hoffe ich, dass es die Seminare auch weiterhin geben wird.

Michael Strauss, per E-Mail


Kommentar "Eherne Gesetze der SPD verletzt", ver.di publik 4_2015

Rudolf Dressler hat absolut Recht. Die SPD hat in der Vergangenheit schon mehrfach Grundsätze der SPD verletzt. Das begann schon zu Zeiten, als Rudolf Dressler noch aktiver Politiker war. In dieser Zeit ging es in der SPD aber noch demokratisch zu. Da wurde vor den Entscheidungen noch mit den Mitgliedern über die SPD-Wege diskutiert. Mit Gerhard Schröder hat sich das alles geändert. Wer nicht seiner Meinung war, wurde abgeschoben. Noch schlimmer, demokratische Wege wurden verlassen und mit Basta beantwortet. Dies war für mich das Zeichen, nach 47 Jahren aktiver Mitgliedschaft aus der SPD auszutreten.

Heiner Boegler, per E-Mail


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