Ausgabe 06/2015
Pressestimmen
Süddeutsche Zeitung, 15. September 2015
Die Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften halten mit der Globalisierung selten Schritt. (...) Glücklicherweise ändert sich das Bewusstsein, wenn auch langsam. Die Gewerkschaften erkennen, dass internationale Märkte, Mindestlohn und Arbeitsplatzsicherheit zusammenhängen und machen gemeinsame Sache, über die Grenzen hinweg. Verdi etwa kämpft mit amerikanischen Unions gegen die Arbeitsbedingungen bei Amazon. Denn die Umstände, unter denen in den USA und auch in Deutschland geschuftet wird, sind nicht gerade optimal. Und beim Protest gegen die mitunter miesen Jobverhältnisse bei Edeka tritt man auch für die ausgebeuteten Pflücker ein, deren Orangenernte in Deutschland im Regal steht.
Da knallten die Sektkorken
Handelsblatt, 26. August 2015
Es kam wie erwartet. Das Bundesarbeitsgericht in Erfurt ist der Ansicht, dass Gewerkschaften für Schäden, die ein Streik bei unbeteiligten Dritten verursacht, keinen Schadensersatz leisten müssen. Entsprechend laut dürften die Sektkorken bei den Gewerkschaften [...] geknallt haben. Und das zu recht. Hätte das Gericht in Erfurt anders entschieden, wäre das ein massiver Eingriff in das deutsche Arbeitskampfrecht gewesen.
Klar und freundlich
Hannoversche Allgemeine, 23. September 2015
Klar, politisch links und zugleich freundlich - das ist Frank Bsirskes Mischung. Selbst klassenkämpferische Parolen trägt der Verdi-Chef ruhig und nachdenklich vor. So wurde der 63-Jährige auf dem Verdi-Bundeskongress in Leipzig nur selten laut, selbst als er hartleibigen Arbeitgebern und neoliberalen Politikern die Leviten las.
Im kontrollierten Rausch
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. September 2015
Was wäre die Gewerkschaft Verdi ohne Frank Bsirske? Skeptiker hatten vorausgesagt, dass er auf dem Gewerkschaftstag in Leipzig nach 15 Jahren an der Spitze erstmals in den eigenen Reihen unter Druck geraten werde. Immerhin hat er in seinem ureigenen Kompetenzfeld, der Tarifpolitik im öffentlichen Dienst, Schwächen gezeigt: Erst trieb er die Erwartungen von Erziehern und Sozialarbeitern hoch. Dann schloss er einen Schlichtungskompromiss und scheiterte damit an der Basis. Also wechselte er vor der Vorstandswahl in den Kampfmodus zurück und droht nun mit noch härteren Streiks. Jede normale Organisation würde einen Kandidaten bestrafen, der mit so einem Zickzackkurs um Vertrauen wirbt. Doch Verdi ist anders. Zwar ist es ihre Tradition, sich reflexhaft an jeder Streikvorstellung zu berauschen. Zugleich aber zeigt sie über die Vielfalt ihrer 13 Fachbereiche hinweg ein Bedürfnis, Rauschzustände unter die Kontrolle eines starken Chefs zu stellen. Für diese Rolle gibt es nur Bsirske. Sein Erfolg wirft zwei Probleme auf: Er macht einen geordneten Ausstieg aus dem Kita-Kampf noch schwerer. Dasselbe gilt für den irgendwann fälligen Ausstieg aus der Ära Bsirske.
Nur eben die Welt retten
Süddeutsche Zeitung, 23. September 2015
Wer sich als Arbeitgeber den Kopf zerbricht, wie er Gewerkschaften, Tarifverträge und sonstige Formen der gefühlten Enteignung von seiner Firma fernhalten kann - der konnte sich am Bundeskongress der Gewerkschaft Verdi [...] erfreuen. Ein Delegierter sprach: "Wir müssen vor Ort bei den Menschen aktiv sein - und nicht nur hinter den Werkstoren." Der Beifall für ihn war zwar nicht großartig, aber auch keinesfalls spärlich. Mit anderen Worten: Es gibt in dieser Gewerkschaft etliche Aktive, die offenbar finden, dass man es auch übertreiben kann mit der Arbeit im Betrieb. Was für ein Irrsinn.