Freundlich, pünktlich, konzentriert - aber zu schlecht bezahlt

An acht Tagen ruhte bislang der Linienbusverkehr rund um Flensburg. Ein Streik um bessere Löhne

Flensburg - An acht Tagen haben die Busfahrer/innen von Autokraft in Flensburg in diesem Sommer schon gestreikt. Die Auswirkungen waren deutlich spürbar, denn der Arbeitgeber hat es nur auf den Hauptlinien nach Kappeln, Niebüll und Husum geschafft, den Verkehr mit Hilfe von Auftragsnehmern im Stundentakt aufrechtzuerhalten. Betroffen von den jeweils 24-stündigen Warnstreiks war auch der Schülerverkehr.

Dennoch haben die rund 40 streikenden Busfahrer, also alle festangestellten Fahrer der Firma, auch viel Zuspruch erfahren. Busfahrer Marcel Fischer, der zugleich der Betriebsratsvorsitzende bei Autokraft Flensburg ist, hat von einem Fahrgast einen persönlichen Glücksbringer für den Streik geschenkt bekommen. Zwar habe es auch einige Fahrgäste gegeben, die über die Arbeitsniederlegung und deren Folgen geschimpft hätten, "aber wenn wir erklärt haben, warum wir streiken, hatten viele auch Verständnis", sagt Fischer.

2.305,05 Euro verdient ein Busfahrer bei Autokraft in Flensburg im Monat, für eine Arbeitszeit von 169,5 Stunden. Dennoch gebe es Kollegen, die Aufstocken müssten oder Wohngeld beziehen. Hintergrund ist, dass die Fahrer bei Autokraft Flensburg nach einem Tarifvertrag mit dem Omnibus Verband Nord (OVN) bezahlt werden. Ihre Kollegen, die nach Tarifen des Öffentlichen Dienstes (TV-N) vergütet werden, bekommen pro Monat rund 250 Euro mehr - und das, obwohl sie teilweise sogar auf den gleichen Linien eingesetzt werden. Deswegen fordert ver.di für die Beschäftigten von privaten Omnibusunternehmen in Schleswig-Holstein in den laufenden Tarifverhandlungen mit dem OVN 1,50 Euro mehr pro Stunde.

Die Arbeitgeber haben sich bislang kaum bewegt. Deswegen hatte ver.di die Beschäftigten im gesamten Bundesland im Oktober zu einer Urabstimmung aufgerufen. Das Ergebnis lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Aber es ist nicht nur die unterschiedliche Bezahlung, über die sich die Fahrer ärgern. Marcel Fischer sagt, die Bezahlung werde den Anforderungen des Berufs nicht gerecht. Dabei denkt er nicht nur an die wachsende Verkehrsdichte auf den Straßen. "Wir müssen dabei auch immer freundlich, nett, pünktlich und konzentriert sein", sagt Fischer. Denn die Fahrgäste wollen ja auch wohlbehalten an ihrem Ziel ankommen.