Angelika Uhlmann, 60, Verkäuferin bei Toys'R'Us in Duisburg

Als ich 1992 bei Toys'R'Us in Duisburg angefangen habe, hatte ich bestimmt nicht im Kopf, hier bis zu meiner Rente zu arbeiten. Andererseits sind diese 23 Jahre vergangen wie im Flug, mit vielen Höhen und Tiefen. Mich hat damals die Liebe nach Duisburg gebracht. Zuvor habe ich in verschiedenen Fabriken im Hunsrück gearbeitet, bei einem Autozulieferer, in einer Möbelfabrik, bei einem Kunststoffhersteller. Es traf sich günstig, dass Toys'R'Us eine Filiale in meiner neuen Heimatstadt eröffnete. Ich war von Anfang an dabei. Wir haben damals mit Hochdruck daran gearbeitet, den Laden vor dem Weihnachtsgeschäft zu eröffnen. Schließlich sind die Wochen vor Weih- nachten für einen Spielwarenhändler die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Wir waren damals alle mächtig stolz, als wir es geschafft hatten.

In all den Jahren habe ich so ziemlich alles gemacht, was anfällt: Regale auffüllen, Waren auszeichnen, Bedienung und Kasse. Seit einigen Jahren arbeite ich an der Information, das macht mir Spaß. Menschen zu beraten oder ihnen bei kleinen und großen Problemen zu helfen, das macht für mich den Sinn meiner Arbeit aus. Ich freue mich, wenn ich es schaffe, dass ein erboster Kunde nach einigen Minuten den Laden mit einem Lächeln wieder verlässt. Das klappt nicht immer, aber in der Regel. Und was ist das für ein tolles Gefühl, in glänzende Kinderaugen zu schauen, wenn der Teddy wieder ganz neu ist. Es wird nie langweilig. Würde ich noch einmal vor der Entscheidung stehen, ich würde immer wieder im Einzelhandel arbeiten wollen.

Dabei hat sich die Arbeit völlig verändert, das fängt schon mit den Arbeitszeiten an. Durch die Ausweitung der Ladenöffnungszeiten wurden die Arbeitszeiten auf den Kopf gestellt. Heute ist es so, dass ich eine Kollegin monatelang nicht sehe, wenn wir in unterschiedlichen Schichten arbeiten. Es findet praktisch kein Austausch mehr statt, und das ist sehr schade, wird sich aber vermutlich nicht so einfach ändern lassen. Viele junge Kolleginnen und Kollegen kennen es gar nicht mehr anders.

Nach einigen Jahren bei Toys'R'Us wurde ich in den Betriebsrat gewählt. Das war für mich eine Herausforderung, ich musste viele neue Dinge lernen, selbstbewusster werden, auch mal mit der Faust auf den Tisch hauen. Wir haben es geschafft, eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit umzusetzen, die sichert, dass alle wissen, wann sie zur Arbeit kommen, und nicht auf Abruf warten. Es gibt aber noch eine Menge zu tun. Das Unternehmen weigert sich seit Jahren, einen Tarifvertrag abzuschließen. Hier machen Menschen die gleiche Arbeit, werden aber unterschiedlich bezahlt, zum Teil in der selben Filiale. Das ist ein Skandal, den man nicht hinnehmen kann. Wir wollen einen Tarifvertrag für alle Beschäftigten, ohne Wenn und Aber. Dafür werde ich auch weiter mit meinen Kolleginnen und Kollegen auf die Straße gehen. Bis zur Rente oder darüber hinaus.

Protokoll: Uwe Reepen

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