Nun liegt es auf dem Tisch, das Papier der Thüringer Regierung zur Entwicklung der Theater- und Orchesterlandschaft im Freistaat: "Perspektive 2025". Staatskanzleiminister Benjamin-Immanuel Hoff, auch zuständig für die Kultur, hat es im November vorgestellt. Das Positive: Es wird keine Kürzung der Kulturausgaben seitens des Landes geben, mittelfristig wird an allen Einrichtungen nach Flächentarifvertrag bezahlt und auf betriebsbedingte Kündigungen wird verzichtet. In seinem Papier bietet Minister Hoff für alle Einrichtungen als erste Variante immer den Status quo, dem folgen zwei bis drei Varianten, die verschiedene Formen der Kooperation und der Fusion von Theater, Sparten, Orchestern und Werkstätten vorsehen.

Das ist für die meisten Einrichtungen brisant. Derzeit wird diskutiert und nach Lösungen gesucht. Der Minister will bis zum Jahresende an Betriebsversammlungen und Gesprächen in den Theatern teilnehmen.

Alle Varianten prüfen

"Wir wissen, dass es Veränderungen geben muss. Die Stadt Eisenach senkt ihren Zuschuss, weil sie ein Haushaltssicherungskonzept umsetzen muss", sagt Michael Reinhardt, Betriebsrat am Eisenacher Theater, und fügt hinzu: "Wir können uns eine Fusion mit der Landeskapelle Eisenach und der Thüringen Philharmonie Gotha gut vorstellen. Den Verzicht auf die Theaterwerkstätten aber nicht, wir wollen ein Produktionsstandort bleiben."

Der große Knaller der Ministervorlage ist aber der Vorschlag zur Fusion des Deutschen Nationaltheaters Weimar mit der Erfurter Oper. Der Plan ist nicht neu, er entstand schon vor 20 Jahren, und bisher haben vor allem die Weimarer Theaterleute dagegengehalten. Auch die Alternativlösung der langfristigen Fusion beider Orchester zum Staatsorchester Thüringen stößt auf wenig Gegenliebe.

Die Betriebs- und Personalräte und alle in den Theatern vertretenen Gewerkschaften werden die Zeit bis Januar nutzen, die Vorlage des Ministers diskutieren, alle Varianten prüfen und ihre Vorschläge veröffentlichen. Daran wird sich auch ver.di beteiligen. Dazu der Landesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie, Michael Kopp: "Noch nie hat ein Kulturminister ein Konzept vorgelegt, das den Theatern eines ostdeutschen Bundeslandes für mehr als zehn Jahre eine künstlerische und finanzielle Perspektive bietet. Ob es jeweils die gewünschte und sinnvolle Perspektive ist und wie das Konzept 2025 weiterentwickelt werden kann, ist zu diskutieren. Aus Sicht von nicht tarifgebundenen Häusern und Orchestern mit Beschäftigten, die zum Teil seit vielen Jahren auf Gehalt in zweistelliger Prozentgröße verzichten, bietet das Konzept deutliche Vorteile. Andere Häuser haben noch keinen Leidensdruck und wollen ihre künstlerischen und tariflichen Besitzstände verteidigen. Beides ist verständlich."