Die Kinderarmut in Deutschland stagniert auf einem hohen Niveau. Nach einer Anfang des Jahres vorgelegten Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler Stiftung lebt fast jedes fünfte Kind in unserem Land in einem Haushalt, der als einkommensarm gilt, also über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Diese Armutsschwelle liegt für eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren derzeit bei einem Einkommen von weniger als 1.926 Euro netto pro Monat.

Dabei gibt es starke regionale Unterschiede. In Bremen lebt ein Drittel der Kinder in einkommensarmen Haushalten, in Sachsen-Anhalt sind es 28,3 Prozent, im Regierungsbezirk Düsseldorf 25,1 Prozent. Am anderen Ende der Statistik sind die Regierungsbezirke Oberbayern, Oberpfalz und Tübingen zu finden mit Armutsquoten um rund zehn Prozent. Alleinerziehende und Arbeitslose sind besonders stark von Armut betroffen. Entscheidender Faktor, um Kinderarmut zu verhindern, seien Berufstätigkeit und existenzsichernde Einkommen der Eltern, sagt WSI-Sozialexperte Eric Seils laut einer Pressemitteilung der Hans-Böckler-Stiftung.

Er warnt davor, dass viele Kinder und Jugendliche, die im vergangenen Jahr nach Deutschland geflüchtet sind, von Armut betroffen sein können. Das begründet er mit Daten von Familien, die schon länger in Deutschland leben. 34 Prozent der Familien mit Kindern, die aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Deutschland gekommen sind, haben ein Einkommen unter der Armutsschwelle. Kommen sie aus Afrika oder Serbien, liegt der Anteil sogar bei mehr als 40 Prozent. Grund sei häufig, dass diese Menschen seltener Arbeit finden, und wenn, dann häufig nur in einem Minijob.

"Um aus der Armut herauszukommen, brauchen solche Eltern nicht irgendeinen Job, sondern eine möglichst gute Integration in der Arbeitsmarkt", sagt Sozialexperte Seils. Der Schlüssel dazu seien verstärkte Investitionen in Bildung und Qualifikation. pm

Leitkommentar Seite 15