Ausgabe 03/2016
Leserbriefe
Von Holger Meyer |Thema Aktuelle Tarifrunde im Öffentlichen Dienst, ver.di publik 2_2016
Seit über 30 Jahren bin ich Mitglied bei ver.di bzw. ÖTV. Auch meine Ehefrau bezahlt ihren Beitrag als Teilzeitbeschäftigte. Was mich nach ersten Reaktionen von nicht organisierten Arbeitskolleg/innen auf die aktuelle Tarifrunde und aus den zurückliegenden Jahren immer mehr ärgert, ist die immer weiter um sich greifende Einstellung vieler Beschäftigter, die Annehmlichkeit der Tariferhöhung mitzunehmen, den eingesparten Mitgliedsbeitrag jedoch lieber für den nächsten Malle-Urlaub o.ä. einzusetzen. "Warum soll ich denn eintreten und bezahlen, ich bekomme die Erhöhung ja auch so. Wofür brauche ich denn die Gewerkschaft. Ein Prozent Beitrag ist mir zu hoch."
Bei Warnstreiks stehen diese Kollegen dann am Bürofenster und beobachten den kleinen Zug. Und hinterher wird gemosert, warum so wenig dabei rumgekommen ist. Sich den organisierten Kolleg/innen anschließen und ausstempeln, kommt nicht in Frage. Meine Position ist sicherlich nicht neu. Meine Solidarität kommt aber immer mehr an eine Grenze. Es wird in unserer Gesellschaft immer davon geredet, wie wichtig Solidarität ist, nicht nur unter dem aktuellen Eindruck der Migrationswelle. Solidarität ist gut, aber keine Einbahnstraße. Sie muss von allen Beschäftigten getragen werden.
Holger Meyer, Pattensen
Thema "Vorhang auf für die Rente", ver.di publik 2_2016
Wie im Artikel schon beschrieben, hatte Norbert Blüm den richtigen Blick für die Rente, denn er meinte mit Rente "die gesetzliche Altersversorgung aller abhängig Beschäftigten", das heißt eine Umlagefinanzierung aller aktiven Arbeitnehmer/innen und bedeutet, dass jeder Berufstätige Beiträge in das Sicherungssystem einzahlt. Österreich hat vorgemacht, wie das funktioniert. Ich selbst habe mit 47 Berufsjahren, davon 35 Jahre im öffentlichen Dienst, als Angestellter mit meinen verbeamteten Kollegen die gleiche Tätigkeit ausgeübt und stelle fest, dass zwischen meiner Rente und den Pensionen meiner ehemaligen Kollegen eine große Lücke besteht, ohne dass die Pensionäre in das Sicherungssystem eingezahlt hätten. Das ist durch die Beamtenbesoldung so vorgeschrieben. Das finde ich aber ungerecht, diese Lücke muss von ver.di und DBB endlich geschlossen werden. Aber das ist nur ein Problem im öffentlichen Dienst, vielmehr sollten auch die Selbständigen mit in das System einbezogen werden, und es sollte endlich eine Bürgerversicherung eingeführt werden.
Wolfgang Schädlich, Dresden
Super! Auf einen solchen Beitrag habe ich schon seit sechs Jahren gewartet.
Karsten Brockmann, München
Thema "Kinderarbeit setzt sich fest", zum Leserbrief von Karsten Brockmann, ver.di publik 2_2016
Im teuren München lebend, schreibt Kollege Brockmann, dass ihn der Artikel über Kinderarmut in Wut gebracht hat.
Nun, mich wiederum macht sein Leserbrief wütend. Abwärtsvergleiche sind unseriös, denn es gibt immer irgendwo auf der Welt jemanden, dem es noch schlechter geht. Unter diesem Gesichtspunkt braucht es auch keinen Arbeitskampf, keinen Streik um höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen - schließlich geht es uns verglichen mit den Arbeitern in Arabien, Asien, Afrika blendend, oder? Armut ist immer relativ und inmitten sichtbaren Wohlstandes schmerzhafter als unter Gleichbetroffenen, gerade für Kinder. Selbst wenn die Eltern Mitverantwortung tragen (was nicht immer der Fall ist!), weil sie zum Beispiel durch die Abzahlung von Konsumkrediten oder Suchtverhalten ihrem Nachwuchs das Notwendige nicht geben können, so ändert das nichts an der subjektiv empfundenen Armut der nicht verantwortlichen Kinder. Es prägt für das ganze Leben, schon wieder nicht mit auf Klassenreise zu können, die Hausaufgaben unvollständig zu haben, weil es zu Hause keinen PC gibt, vom Lehrer zurechtgewiesen zu werden, wenn der geforderte Taschenrechner oder die Hallenturnschuhe mit weißer Sohle nicht vorhanden sind, von den Schülern, die zur Kinder-Arche gehen müssen, um überhaupt einmal eine warme Mahlzeit zu bekommen, ganz zu schweigen. Das ist Armut! Mein Sohn hatte einen Klassenkameraden, der nie Pausenbrote oder Fahrgeld bekam. Mit Essen konnten wir aushelfen, aber wenn der Rucksack zu schwer, das Wetter zu schlecht oder eine Klassenveranstaltung am anderen Ende der Stadt war, ist sein Kamerad notgedrungen schwarz gefahren. Jemandem wie diesem Jungen zu sagen, dass es in Deutschland keine Kinderarmut gibt, das ist ein Hohn, Herr Brockmann!
Christiane Bauer, Chemnitz
Der Kollege ist weit entfernt von der Realität. Ich habe schon viel erlebt im sogenannten reichen Deutschland. Als Busfahrer musste ich auch schon miterleben, dass Kinder nicht einmal Fahrgeld für die Schulbeförderung haben.
Manche Kinder haben nicht mal ein eigenes Bett und gehen ohne Essen in die Schule. Einigen Rentnerinnen und Rentern, die bis zu 50 Jahre gearbeitet haben und teilweise ihre Gesundheit gelassen haben, geht es nicht besser. Deshalb bin ich auch in der Gewerkschaft, denn wenn alles so ist, wie Kollege Brockmann das meint, bräuchten wir doch keine Gewerkschaften!
Dieter Schuppan, per E-Mail
(Alles über die neue DGB-Studie zum Thema Kinderarmut auf S.10)
Thema ver.di publik
Ich bin seit einem Jahr ver.di-Mitglied und möchte euch mitteilen, dass ich gern die publik lese. Ich finde immer interessante Beiträge zu progressiven Themen, die eine Lektüre lohnen. Weiter so!
Ingo Wolf, per E-Mail
Das ist die interessanteste ver.di publik, die ich je gelesen habe. Ganz hervorragend mit den Themen Rente, Energieversorgung/-wende von Herrn Klopfleisch (in der Fachbereichsbeilage, d. Red.), Privatisierung, Bargeld, Widerstand usw.. Ich freue mich schon auf die nächste Ausgabe.
Dipl.-Ing. Claudia Schelten, Geschäftsbereich Wasser, FB 2
Portrait "Es begann mit dem Löffel", ver.di publik 2_2016
Günter Lucks, ein Jubilar und Gewerkschafter, der Anerkennung verdient, von denen wir heute zu wenige haben. Warum er es im Portrait nötig hat oder für wichtig hält, seine Erlebnisse in der DDR so zu beschreiben, das verwundert. Als Jahrgang 47 etwas jünger, auch Gewerkschafter und im Wissen um Entstehung und Bedeutung des 1.Mai, hat mich nie jemand gezwungen zur Mai-Demonstration oder dazu genötigt, gar abgemahnt, was in der DDR Verweis hieß.
Roland Winkler, per E-Mail
Kommentar "Upps", ver.di publik 2_2016
Warum muss in Deutschland neue Technik immer böse und schlecht sein, nur weil man sie nicht kennt?
Privatleute haben keine Drohnen, sondern Multicopter, und dies ist in Deutschland Modellsport. Wer alle Copterflieger in Deutschland als Spanner, Voyeure und Spione bezeichnet, der kann getrost als jemand bezeichnet werden, der nicht in unserem Jahrhundert lebt. Falls ver.di davon ausgeht, dass ihre Mitglieder von diesem Teufelszeug fernbleiben, dann muss ich Sie leider enttäuschen.
Stefan Endres, per E-Mail
Thema Steuerfahnder "Aus dem Leben gerissen", ver.di publik 1_2016
Der Beitrag hat mich sehr berührt. Wieder wurden Menschen drangsaliert, enttäuscht und jahrelang um Rechte betrogen. Dadurch haben sie Lebensqualität verloren, ein unwiederbringlicher Verlust. Als Gewerkschafterin haben sie meine uneingeschränkte Anteilnahme.
Marie-Luise Volk, per E-Mail
Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. ver.di publik Leserbriefe, 10112 Berlin, Fax 030 / 6956-3012, E-Mail: leserbriefe@verdi.de