Viele unseriöse Security-Firmen im Einsatz

"Klagen, Strafanzeige, Bußgeldverfahren - und trotzdem kein Geld": Silke Engelmann blickt verärgert zurück auf ihre Zeit bei einer Arnstädter Sicherheitsfirma. Noch heute kämpft sie mit ver.di-Unterstützung um 9.550 Euro ausstehenden Lohn aus dem Jahr 2015.

Immer wieder Ärger im Wach- und Sicherheitsgewerbe, nicht nur in Thüringen, das sei die Lage, sagt ver.di-Sekretär Frank Zwicker. Einerseits besteht eine große Nachfrage nach Leistungen im Sicherheitsdienst, Firmen bauen ihre Kapazitäten aus, und es gibt zahlreiche Neugründungen. Was auf den ersten Blick positiv klingt, hat andererseits viele unangenehme Begleiterscheinungen. "Leider tummeln sich auf dem Markt auch unseriöse Firmen. Für die Beschäftigten ist das oft mit schlechten Arbeitsbedingungen verbunden", sagt Frank Zwicker.

Silke Engelmann ist an genau solch eine Firma geraten. Die 50-Jährige mag ihren Beruf und möchte ihn gern auch weiter ausüben. Die ehemalige Einzelhandelskauffrau hat eine gute Ausbildung: Sachkundeprüfung, Ausbildung in Erster Hilfe, eine Ausbildung für Werttransporte, in Waffensachkunde und jahrelange Erfahrungen bei Sicherheitsfirmen in München. In die thüringische Heimat zurückgekehrt, arbeitet sie in Erstaufnahmelagern und Flüchtlingsunterkünften. Anspruchsvolle Tätigkeiten, hohe Belastungen, die Arbeit fordert. Und sie erlebt, dass sie dafür nicht nur schlecht bezahlt wird, sondern über Monate gar nicht. Als sie sich beschwert, wird sie entlassen.

Mit ihrem Rechtsstreit gegen den ehemaligen Arbeitgeber will sie nicht nur für ihre eigenen Interessen streiten: "Es kann nicht sein, dass wir nur in Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten und das meist allein im Objekt. Den zweiten Mann mussten wir pro forma aufs Papier schreiben", erzählt sie im Gespräch. Und: "Ich hatte einen Arbeitsweg von 60 Kilometern und am Ende nur 916 Euro auf der Lohnabrechnung." Silke Engelmann ist richtig sauer, fragt bei den Heimleitungen nach, schreibt an Landräte und die Landesregierung in Thüringen. "Die müssen doch auch was gegen solche Firmen tun, schließlich werden die Aufträge mit öffentlichen Geldern finanziert", sagt sie mit hörbarer Empörung. Doch Reaktionen hat sie auf ihre Anfragen bisher nicht erhalten.

Bessere Ausbildung dringend vonnöten

Dem ver.di-Sekretär Frank Zwicker ist das alles bekannt. Für ver.di gilt es jetzt, gegen die Dumpingbedingungen anzugehen, die die sogenannte christliche Gewerkschaft GöD als Tarifvertrag vereinbart hat. Zwicker unterstreicht dabei die Forderung nach einer guten Ausbildung in der Branche. Der Markt an Fachkräften sei leergefegt, es gebe nicht nur auf Arbeitgeberseite Defizite. Oft seien auch Beschäftigte für diese Aufgaben wenig geeignet.

Momentan ist in Berlin bei der Bundesregierung ein Gesetzentwurf in Arbeit, mit dem unter anderem geregelt werden soll, dass das Führungszeugnis der Beschäftigten erneuert werden muss und dass sie eine Sachkundeprüfung bei der Industrie- und Handelskammer ablegen, in Fragen kultureller Unterschiede geschult werden und ein Training in Deeskalation absolvieren. btr


Rat und Tat bei ver.di

ver.di-Thüringen lädt interessierte Security-Kräfte zu einem Stammtisch ein, bei dem sie sich über ihre Arbeitsbedingungen und andere Probleme austauschen und von ver.di-Experten Rat holen können. Termin: 31. Mai 2016, 18 Uhr, im Erfurter ver.di-Haus an der Schillerstraße.