Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

1,54 Millionen Kinder sind von Hartz-IV-Leistungen abhängig, 30.000 mehr als noch im Vorjahr, jede und jeder Siebte unter 15 Jahren. Mehr als eine Million Erwachsene leben dauerhaft von Hartz IV, doch für Kinder ist die Not am schlimmsten, denn sie haben einen denkbar schlechten und belasteten Start ins Leben - und das macht die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die zum internationalen Kindertag am 1. Juni bekannt wurden, besonders bedrückend.

Die jüngsten Kürzungsabsichten am Hartz-IV-Regelsatz aus dem Bundessozialministerium stoßen da zudem noch bitterer auf. Sollte der neue Gesetzesentwurf so umgesetzt werden, dann wird der Zuschlag für Kinder, die im Haushalt von Alleinerziehenden leben, um die Tage gekürzt, in denen sich das Kind im Haushalt des anderen Elternteils aufhält. Die Zahl der Alleinerziehenden unter den Hartz-IV-Empfängern ist mit 39 Prozent sehr hoch, meistens sind es Frauen. Die Hälfte aller Kinder, die auf Hartz IV angewiesen sind, lebt bei Alleinerziehenden, ihre Armut wird durch Kürzungen weiter steigen.

Und auch rein rechnerisch betrachtet, ist eine Kürzung nicht zu rechtfertigen, denn monatliche Kosten wie Miete, Kleidung und Schulbedarf sinken nicht, nur weil sich das Kind ein paar Tage im Monat beim anderen Elternteil aufhält; im Gegenteil, der finanzielle Bedarf steigt sogar, um den Umgang mit dem anderen Elternteil möglich zu machen, zum Beispiel für Fahrtkosten und Dinge, die doppelt angeschafft werden.

Eine Kürzung des Sozialgelds hätte gravierende Folgen für das Leben der Kinder. Denn - und das belegen die Statistiken auch - wer in Armut aufwächst, hat auch insgesamt eine schlechtere Gesundheit, ist schlechter in der Schule und hat später insgesamt schlechtere berufliche Möglichkeiten. Angesichts der bereits vorhandenen Kinderarmut und Chancenungleichheit in Deutschland sind die angestrebten Kürzungen geradezu zynisch.