Ausgabe 06/2016
Da packt einer mit an
Station im Frankfurter Zoo
Bereits zum dritten Mal hat Hessens ver.di-Landesleiter Jürgen Bothner eine sommerliche Reise zu verschiedenen Betrieben und Dienststellen unternommen. Auch in diesem Jahr war dabei sein Anliegen, die Vielfältigkeit seines ver.di-Organisationsbereichs zu erkunden. Immerhin umfasst der rund 1.000 Berufe. Sommertour, wie das offizielle Motto heißt, hört sich nach Erholung an. Aber weit gefehlt. Denn der hessische Landesleiter packt kräftig mit an. Nicht nur mal fünf Minuten für ein Foto. Er will sozusagen am eigenen Leib erfahren, wie die Arbeit im jeweiligen Bereich vonstatten geht. Stundenweise schlüpft er in die Berufsrolle, um die Anforderungen kennen und schätzen zu lernen. Hinzu kommen Gespräche mit Beschäftigten und betrieblichen Interessenvertretungen.Erste Station dieses Jahr: das Reha-Zentrum in Bad Nauheim, eine Einrichtung der Deutschen Rentenversicherung. Hier sollen erkrankte Menschen wieder fit gemacht werden für die Erwerbstätigkeit. Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz stand also im Mittelpunkt eines Gesprächs mit dem ärztlichen Leiter des Hauses.
Nächste Station: Fraport Frankfurt, Gepäckumschlag. Hier arbeitete Jürgen Bothner eine ganze Schicht lang mit. Das hieß: Um fünf Uhr morgens aufstehen und dann Koffer schleppen und sortieren. Was für den Fluggast, der am Band Ausschau hält, ganz entspannt wirkt, ist für die Kollegen im Hintergrund schwere körperliche Arbeit. Und das zuweilen sehr heftig. "Man weiß ja auch nie, wieviel Gepäck so ein Flugzeug mitbringt, das können zwei, drei, vier, das können aber auch sieben Container sein, je nachdem wieviel Passagiere an Bord sind und wieviel Gepäck die dabeihaben", hat der ver.di-Landesleiter gelernt.
Weiter ging es zum Frankfurter Zoo. Hier warteten völlig andere Herausforderungen. Zum Beispiel: Welche Nahrung brauchen die Tiere, wie müssen sie artgerecht gehalten werden. Bothner assistiert. Der nächste Haltepunkt: die Uniklinik Gießen/Marburg, zentrale Notaufnahme. Dort heißt es, sehr flexibel zu sein. Welcher Patient kommt auf welche Station, und wie wird er erstversorgt. Die Fachkräfte müssen sich auch funktionsübergreifend ständig umstellen.
Fazit der Reise, die bei "Rewe" in Egelsbach an der Kasse endete: Dienstleistung klingt so leicht. Dahinter verbirgt sich aber häufig schwere körperliche Arbeit mit vielen unterschiedlichen, zum Teil schnell wechselnden Anforderungen. Es sei nicht einzusehen, dass Arbeit mit und für Menschen weniger geschätzt werde als die Bearbeitung von totem Material wie zum Beispiel Beton, fasst Jürgen Bothner zusammen.
reb