Ausgabe 01/2017
Neue Scanner im Verdacht
Sepp Winderl, ver.di-Vertrauensleutesprecher bei der Sicherheitsgesellschaft SGM am Flughafen München, war Streikleiter im Tarifkonflikt des Öffentlichen Dienstes im April 2016. Rund 300 Beschäftigte der SGM beteiligten sich seinerzeit an einem Streik
Im Herbst 2015 wurden am Münchner Flughafen neue Scanner zum Aufspüren von Sprengstoff eingesetzt. In der Folge hat es unter den Beschäftigten, die die Personenkontrollen durchführen, nahezu einhundert Erkrankungen gegeben. Gut zwei Dutzend Erkrankte mussten sich einer klinischen Behandlung unterziehen.
Statt sich um die erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kümmern, wiegelte die Geschäftsführung der Sicherheitsgesellschaft SGM zunächst ab. Auch der Betriebsrat hatte sich damals nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Einzig die ver.di-Vertrauensleute, allen voran Sepp Winderl, und ver.di-Sekretär Uli Feder nahmen sich der Betroffenen an.
Nachdem ver.di sich zudem auch an Staatsminister Markus Söder gewandt hatte, fanden drei große Gesprächsrunden, sogenannte Elefantenrunden statt - mit der Verkehrsabteilung der Obersten Baubehörde im Innenministerium, dem Luftamt Süd, der Geschäftsführung der Sicherheitsgesellschaft am Flughafen München GmbH, Vertretern des Betriebsrats und der Gewerkschaft ver.di.
Einvernehmlich wurde in diesen Gesprächsrunden festgelegt, dass der TÜV Süd mit erneuten Schadstoffmessungen beauftragt werden soll. Dabei konnten dann allerdings keine Schadstoffausstöße nachgewiesen werden. Trotzdem gibt es in der SGM immer noch Erkrankungen, deren Ursachen weiterhin ungeklärt sind.
Um nicht tatenlos zur Tagesordnung überzugehen, einigte sich die große Besprechungsrunde darauf, dass die bei den Beschäftigten im Verdacht stehenden Sprengstoffscanner der Firma Sniffer nur in separaten Räumen aufgestellt und bedient werden. Über die jetzige Anzahl hinaus werden keine zusätzlichen Geräte mehr aufgestellt, auch keine mehr von der Firma Itemiser.
Ein großer Erfolg ist darüber hinaus, dass das Ministerium erklärt hat, 20 Personenscanner, die sogenannten Bodyscanner, zu beschaffen. Durch den Einsatz dieser neuartigen Kontrollgeräte soll eine separate Sprengstoffprüfung überflüssig werden.
Die Hütte brennt
Vereinbart wurde, dass im Falle künftiger weiterer Erkrankungen die betroffenen Beschäftigten gebeten werden, dies dem Betriebsarzt zu melden. Sollten in signifikanter Anzahl neue Erkrankungen auftreten, ist das eine wichtige Voraussetzung, um weitere Ursachenforschung betreiben zu können. ver.di hat die Zusage, dass dann erneut eine "Elefantenrunde" zusammenkommt.
Ohne das Engagement der ver.di-Vertrauensleute wäre dieser Durchbruch nicht möglich gewesen. Einen wesentlichen Beitrag hat aber auch die große Streikbeteiligung der SGM-Beschäftigten in der Tarifrunde Öffentlicher Dienst im April 2016 geleistet. Über 300 Streikende in einem Betrieb, der zuvor noch nie an Streikaktionen beteiligt war, haben damals gezeigt, dass "die Hütte brennt". Ein Beispiel, das auch für die Zukunft Mut machen kann.