Ausgabe 01/2017
Quittung für das Erwerbsleben?
Das Vertrauensleute-Treffen im Herbst 2016 bei ver.di Kiel-Plön fand in dem nach Hemingways berühmter Romanfigur benannten Kneipenrestaurant "Alter Mann" in Kiel statt. Am 27. Oktober ging es zwar nicht um den alten Mann am Meer, aber irgendwie doch um das Thema Alter. Das Motto: Schön soll es sein, das Leben! Aufschlussreich, vergnüglich und mit Praxisnähe haben sich die Vertrauensleute unter diesem Motto der Frage gewidmet, wie das Leben nicht nur hier und heute, sondern auch in Zukunft schön sein kann.
Ein wichtiger Baustein zur Klärung genau dieser Frage ist aus gewerkschaftlicher Sicht das Thema gesetzliche Rente und wie die Kolleg/innen damit nicht nur persönlich, sondern auch in den Betrieben und Dienststellen und im politischen Umfeld umgehen. In einem kurzen Impulsreferat der ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Susanne Schöttke wurde die gewerkschaftliche Kampagne von ver.di und den DGB-Gewerkschaften vorgestellt.
Rentenpolitik versagt
Anschließend an das Referat war Zeit zum Austausch und zur Vernetzung. Uwe Gier, Betriebsgruppenvorsitzender bei der Post, stellte dabei fest: "Viele Kolleginnen und Kollegen verstehen den Rentenbescheid häufig als Quittung für ihr Erwerbsleben - die ist häufig sehr enttäuschend. Wir müssen deutlich machen, dass hinter scheinbar individuellem Schicksal oft ein Versagen in der Sozial- und Rentenpolitik liegt."
Es ist kaum hinnehmbar, wenn die Rente nach einem langen Erwerbsleben nicht der Gegenleistung der eingezahlten Beiträge entspricht. Das Leistungsniveau, also das Rentenniveau, sinkt und sichert nicht mehr den Lebensstandard. Um ein besseres Leistungsniveau in der gesetzlichen Rente durchzusetzen, muss es einen Kurswechsel in der Rentenpolitik geben. Genau hier setzt die gewerkschaftliche Rentenkampagne an. ver.di fordert, das gesetzliche Rentenniveau zu stärken. Die letzte Rentenerhöhung zeigt, dass sich die umlagefinanzierte Rente bewährt. In Zeiten niedriger Zinsen profitieren Rentnerinnen und Rentner unmittelbar von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt, dem Wachstum der Wirtschaft und guten Lohnabschlüssen.
Darüber hinaus geht es für die Gewerkschaften darum, kleine Renten deutlich zu erhöhen, die Erwerbsminderungsrente zu verbessern und die Rente zu einer Erwerbstätigenversicherung auszubauen.
Die Rente ist ein Spiegelbild des Erwerbslebens. Daher müssen auch die Armutsrisiken minimiert werden, zu denen Teilzeit, prekäre Beschäftigung, Lücken in der Erwerbsbiografie, Erwerbsminderung, Zeiten der Arbeitslosigkeit, aber auch sozial nicht abgesicherte Selbständigkeit gehören. Gute Arbeit und eine ordentliche Lohnentwicklung führen zu besseren Renten, die für ein gutes Leben auch im Alter reichen.