Hamburg - Die Selbstscannerkasse bei Rewe, die ersten Paketzustellungsroboter im Test und die Kontoführung über eine App - die Digitalisierung der Gesellschaft ist im vollen Gang. Und viele wissen schon aus eigener Erfahrung, wie sich diese Entwicklung auf unsere Arbeitswelt auswirkt. Aber wie stark schreitet die Digitalisierung voran, und was bedeutet dieser Prozess für die Perspektiven der Beschäftigten, gerade im Dienstleistungssektor? Diesen Fragen sollte mit der Studie "Digitalisierung, Automatisierung und Arbeit 4.0" auf den Grund gegangen werden. ver.di Hamburg hatte im letzten Jahr gemeinsam mit der Hans-Böckler-Stiftung das Institut wmp-consult mit der Studie beauftragt. Die Studie konzentriert sich auf die Branchen Einzelhandel, Banken, IT, Gesundheitswesen und Logistik in Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Die Ergebnisse wurden im März auf einer gut besuchten Pressekonferenz im Hamburger Gewerkschaftshaus vorgestellt.

Billige Technik

Grundsätzlich ist festzustellen, dass es vor allem die einfachen und monotonen Tätigkeiten sind, die durch digitale Prozesse ersetzt werden. "Menschliche Arbeitskraft ist dauerhalt überall dort bedroht, wo sie teurer ist als Technik", sagt Peter Wilke, Mitautor der Studie. Industrielle Berufe seien eher durch Digitalisierung und Automatisierung betroffen als der Dienstleistungssektor. Trotzdem könnten auch dort bald zehn bis 15 Prozent der Arbeitsplätze von Digitalisierung erfasst werden. Im Norddeutschen Dienstleistungssektor könnten in den nächsten Jahren rund 300.000 Arbeitsplätze betroffen sein, davon allein in Hamburg 80.000. Da aber die Digitalisierung auch neue Arbeitsplätze schafft, ist es laut der Studie möglich, dass viele Aufgabenbereiche sich auch verändern könnten.

Genau hier setzt ver.di mit Vorschlägen und Forderungen für den digitalen Wandel an: Die Veränderungen müssen in den Betrieben und Dienststellen durch umfangreiche gesetzliche und betriebliche Fortbildungsmaßnahmen für die Beschäftigten begleitet werden. Zudem muss klar sein, dass tiefgreifende Veränderungen nur unter Einbindung der Beschäftigten vollzogen werden können. Dabei sind Gewerkschaften und Tarifverträge unerlässlich. Ein wichtiger Schritt wäre, die anhaltende Tarifflucht zu beenden, denn mittlerweile gelten für nur noch weniger als die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland überhaupt Tarifverträge. Die Politik ist gefordert. Eine neue Regelung zur Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen ist überfällig. Auch das Betriebsverfassungsgesetz ist anzupassen, damit Betriebsräte digitale Veränderungen im Sinne der Beschäftigten mitgestalten können.

Die komplette Studie ist auf der Internetseite von ver.di Hamburg unter Themen/Digitalisierung herunterladbar: www.hamburg.verdi.de