Drei Gründungsmitglieder der Genossenschaft: Steffi Engelhardt und Karl Geigenberger vom Aufsichtsrat und Thorsten Bockmühl vom Vorstand der Stadtwerkschaft (v. l. n. r.)

Wohnraum in München ist knapp, und bezahlbare Mieten sind selten. Trotz der aktuellen Niedrigzinsphase ist auch ein privates Bauvorhaben kaum zu bezahlen, außer man baut gemeinschaftlich. Die Landeshauptstadt München hat dafür gute Voraussetzungen geschaffen, indem sie genossenschaftlichen Wohnungsbau und Wohnungen für geringe und mittlere Einkommen fördert. Neuerdings bauen auch die Mitarbeiter der Stadtwerke München, SWR, genossenschaftlich.

Auf Anstoß des SWM-Konzernbetriebsrats haben engagierte Kolleginnen und Kollegen Anfang 2017 eine Wohnungsbau-Genossenschaft gegründet: die Stadtwerkschaft e.G. - von Stadtwerke-Mitarbeitern für Stadtwerke-Mitarbeiter. Eine Bebauungsfläche soll rasch gefunden werden, damit das erste Wohnprojekt bald startet und in wenigen Jahren die ersten Mitglieder einziehen können.

Kolleginnen und Kollegen schaffen gemeinsam Wohnraum - das ist für die Stadtwerke als Unternehmen, das in München mit weiteren attraktiven Arbeitgebern um qualifizierte Mitarbeiter konkurriert, ein unterstützenswertes Konzept. Stadtwerkschaft und Stadtwerke sind derzeit in Sachen Baugrund "in positiven Verhandlungen", so Stadtwerkschafts-Vorstandsmitglied Thorsten Bockmühl.

Wer bei der Stadtwerkschaft wohnen will, muss mindestens ein Jahr Mitarbeiter der Stadtwerke oder einer Tochtergesellschaft sein. Wer Mitglied ist, bleibt dies, wenn er will, auf Lebenszeit - auch bei Arbeitgeberwechsel oder Rente. Sicherer und bezahlbarer Wohnraum für Beschäftigte: Da steht die Stadtwerkschaft in der Tradition der alten Bahner- oder Postgenossenschaften. Doch anders als diese bringt die junge Genossenschaft volle Gestaltungsmöglichkeit: Aktives Mitentwickeln ist erwünscht!

Einbringen können sich nicht nur Stadtwerke-Mitarbeiter. Investierendes Mitglied kann jeder werden und das Projekt mit dem Erwerb von mindestens drei Anteilen à 500 Euro fördern. Sobald die Stadtwerkschaft mit dem Bezug der Wohnungen Erträge erzielt, sollen die Förderer eine Dividende erhalten.

Die Vielfalt der Berufe bei den Stadtwerken war von Beginn an der Schlüssel, um die Idee zu einem zukunftsfähigen Projekt zu entwickeln: Architekten und Handwerker, Fahrer und Finanzexperten engagierten sich in Arbeitsgruppen (AG) und entwickelten innerhalb weniger Monate Satzung sowie Businessplan. Seit der Gründung im Januar mit 31 Kolleginnen und Kollegen hat die Genossenschaft zahlreiche neue Mitglieder gewonnen - und sie will weiter wachsen.

Aktuell rückt die Arbeit der AG Wohn- und Baukonzepte in den Vordergrund. Die Ausgestaltung des ersten Wohnprojekts wird sich an den Bedürfnissen ihrer Mitglieder orientieren - mit Single- und Familienwohnungen, umweltfreundlichen Mobilitätskonzepten sowie Raum für die Gemeinschaft. Das erklärte Ziel ist es, selbstbestimmte, wirtschaftliche, sozial sowie ökologisch verantwortliche und nachhaltige Wohnprojekte in und für München zu realisieren. Doris Betzl

Weitere Informationen unter: www.stadtwerkschaft.de


Nervt eure Arbeitgeber

Die Gründung der Wohnungsbaugenossenschaft durch Beschäftigte der Stadtwerke München ist ein echtes Vorzeigebeispiel. Respekt für das, was die Kolleginnen und Kollegen da auf den Weg gebracht haben.

Leider haben sich die großen Konzerne, von denen es in München viele gibt, in den letzten Jahren fast alle aus dem Wohnungsbau zurückgezogen. Versuche, sie zum Wiedereinstieg zu bewegen, waren bislang erfolglos. Da dürfen wir nicht locker lassen. Deshalb kann ich den Betriebs- und Personalräten nur zurufen: "Nervt eure Geschäftsführer, Vorstände und Behördenleiter so lange, bis sie bereit sind, darüber nachzudenken, was sie tun können, um kostengünstigen Wohnraum für ihre Beschäftigten zur Verfügung zu stellen."

Wer sich selber darüber informieren möchte, wie eine Genossenschaft der Beschäftigten gegründet werden kann, der kann sich gerne an die Kolleginnen und Kollegen der Stadtwerkschaft wenden. Deren E-Mail-Adresse lautet: vorstand@stadtwerkschaft.de

Heinrich Birner