Microsoft-Office-Assistent Clippy betreibt noch sein als Hilfsangebot getarntes Stalking, und als Währung dient die D-Mark. Historisch ist die Handlung des Bürodramas "Birgit" zwischen 1997 und 2001 einzuordnen, auch wenn Max Baitingers Bildwelten aus in Rot-Schwarz angelegten mittelalterlichen Szenarien und weitaus häufiger aus den üppigen runden Formen und der Farbgebung von Kunst der 1970er Jahre schöpfen. Was vortrefflich das Arbeitsethos der beiden Hauptfiguren illustriert, die zu Leistung und Selbstkasteiung antreibende junge neue Vorgesetzte und eben Birgit - versiert in ihrer Tätigkeit durch langjährige Erfahrung und unwillig, die hart erarbeitete rundliche Gemütlichkeit derartigen Vorgaben zu unterwerfen. Zumal die Neue Birgits Erfahrungsschatz nicht zu würdigen weiß. Also beschließt Birgit, ihren Job hinzuwerfen. Es kommt, wie es kommen muss: Rundungen werden deformiert, Konflikte durch Verzerrungen des vormals ruhigen Flusses anmutig visualisiert, sodass ein stets wiederkehrender Konflikt hierarchisch strukturierter Lohnarbeit abgebildet wird. Dass diese Tragik aber ebenfalls viel Komik in sich birgt, kitzelt Baitinger durch knappes Understatement in Minisätzen heraus.

Oliver Ristau

MAX BAITINGER, BIRGIT, REPRODUKT, 2017, 48 S., FARBIG, SOFTCOVER, ISBN 978-3-95640-122-0, 12,00 €