Die Metropolregion Rhein-Main wächst dank rekordverdächtiger Geburtenraten auch von innen, nicht nur aufgrund von Zuwanderung und Landflucht. Während eine solche Entwicklung auf dem Land für knallende Korken sorgen würde, stellt sich in Ballungsräumen die Frage: Wie schafft man bezahlbaren Wohnraum?

Diese Frage und andere versuchte Mike Josef, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt, am 22. Juni im Gewerkschaftshaus zu beantworten. Es war die sechste Veranstaltung der Reihe Vorsorgende Kommune. In dieser Veranstaltungsreihe wollen Gewerkschafter und Kommunalpolitiker über Daseinsvorsorge ins Gespräch kommen.

Mietspiegel galoppiert

Der Planungsdezernent betonte, dass es sowohl junge als auch ältere Menschen in die Ballungsräume zieht. Rhein-Main, Gießen, Marburg und Kassel wachsen, der Rest von Hessen schrumpft. Wo Nachfrage besteht, steigen die Mieten. Doch weil der Mietspiegel galoppiert, während Löhne traben, werden Niedrigverdiener vor die Tore der Städte gedrängt. Stellt der Arbeitgeber kein Jobticket, wird das Pendeln teuer.

Diese Probleme sind hausgemacht: Politische Versäumnisse der Vergangenheit führen dazu, dass bis zum Jahre 2030 im Rhein-Main-Gebiet 184.000 Wohnungen fehlen werden. Vor allem Sozialwohnungen bleiben Mangelware, weil sich private Wohnungsbaugesellschaften vorrangig am Profit ausrichten. Es wurde kritisiert, dass sozialer Wohnungsbau stets mit unerwünschten, weil problematischen Mietern assoziiert werde.

Das geht am Kern der Sache vorbei: Fast die Hälfte der Frankfurter Bürger hat aufgrund des zu niedrigen Einkommens Anspruch auf Wohngeld. Dass Spekulanten Wohnraum teils deutlich über Marktpreis verkaufen, heizt die Situation zusätzlich an. ver.di-Landesbezirksleiter Jürgen Bothner forderte eine laute und umfassende Debatte über das Wohnen als Grundrecht.

Kevin Lenk