Konferenz des Fachbereichs Postdienste, Speditionen, Logistik mit dem ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske

"Die Zukunft der Gewerkschaft entscheidet sich im Betrieb." Und: "Gewerkschaften sind politische Organisationen, die staatliches Handeln beeinflussen wollen." Zwischen diesen Polen verortet der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske die Gewerkschaft. Und zu diesen Themen trafen sich mit ihm am letzten Juni-Sonntag 60 Vertrauensleute des Fachbereichs Postdienste, Speditionen, Logistik aus dem Raum Frankfurt im Gewerkschaftshaus zu einer regen Diskussion. Sie vertraten die Bereiche Niederlassung Brief Frankfurt, Delivery (ausgegliederte Paketzustellung) und Paketzentrum Obertshausen. Es kam nur ein Sonntag in Betracht, weil Delivery nicht dem Tarifwerk für die Deutsche Post AG unterliegt und die Beschäftigten weniger Schutzrechte in Anspruch nehmen können.

Wie ver.di im Betrieb leben? Auf diese Frage konzentrierte sich der erste Diskussionsblock. Bsirske schlug vor, immer wieder den Sinn der Gewerkschaft sichtbar zu machen. Sie ist keine beliebige Organisation unter vielen anderen, sondern basiert auf dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe abhängig Beschäftigter und der Streikfähigkeit zur Ausschaltung der Konkurrenz untereinander. Der Tarifvertrag ist ein solches Band der Solidarität.

Dem steht entgegen, dass bereits 70 Prozent der Unternehmen nicht (mehr) tarifgebunden sind. Eine steigende Zahl von Beschäftigten arbeitet somit ohne diesen kollektivrechtlichen Schutz. Die gewerkschaftliche Strategie gegen diese Entwicklung ist es, Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklären zu lassen. Schnell kam in der Diskussion aber auch die Forderung auf, gewerkschaftliche Leistungen nur noch Mitgliedern zugutekommen zu lassen. Das könne für viele ein Anreiz sein, der Gewerkschaft beizutreten.

Ein zweiter Diskussionsblock befasste sich mit der Rentenentwicklung und der Positionierung von ver.di zur Bundestagswahl. Laut einer Umfrage fürchten mehr als 60 Prozent der Beschäftigten, von der Rente nicht mehr leben zu können, die sie zu erwarten haben. Die Kausalkette ist schnell aufgezeigt: prekäre Beschäftigung, Leiharbeit, Lohndumping, Arbeit, von der man nicht leben kann - all das führt zu einer Rente, die Armut im Alter bedeutet. Frank Bsirske sprach von der Altersarmut als einer sozialen Zeitbombe, die einen Kurswechsel dringend erforderlich mache. Drei Forderungen stellte der ver.di-Vorsitzende auf: 1. gesellschaftliche Solidarität durch paritätische Beiträge, 2. neue Sicherheit der Arbeit und 3. ein handlungsfähiger Staat.

Der dritte Diskussionsblock befasste sich mit der unverzichtbaren gewerkschaftlichen Unterstützungseinrichtung der DGB-Gewerkschaften für Verkehrsberufe, GUV Fakulta.

reb