Auf viele Beschäftigte wirkt der Vorschlag einer Rente mit 70 wie eine Bedrohung. DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach hat gemeinsam mit Markus Hofmann und Ingo Schäfer ein Buch herausgegeben, das sich um die Belastung durch eine längere Lebensarbeitszeit dreht. Erlebbar wird dies durch Texte von Alf Mayer, der Menschen aus verschiedenen Berufen und Branchen vorstellt. Er hat sie gefragt, ob und wie sie sich vorstellen können, bis 60, 65 oder gar 70 in ihrer heutigen Tätigkeit zu arbeiten.

Mit dabei ist die Friseurin Regina Richter aus Leipzig. Nach 51 Jahren Arbeit in diesem Niedrigstlohnbereich weist ihr Rentenbescheid in ihrem Renteneintrittsalter von 65 Jahren und sechs Monaten Altersbezüge von 674 Euro brutto aus. Richter erzählt aber auch von der Arbeitsbelastung, von berufsbedingten Hautkrankheiten, von den Auswirkungen des stundenlangen Stehens auf Wirbelsäule, Nacken, Knie und Gelenke.

"Völlig unmöglich", beantwortet Britta Bittner die Frage, ob sie sich vorstellen könne, bis 70 weiter als Verkäuferin im Möbelhaus Ikea zu arbeiten. Lange Wege, Stehen, Rennen, wechselnde Arbeitszeiten fordern vom Körper ihren Tribut. Hinzu kommt, dass im Handel viele Beschäftigte nur Teilzeit arbeiten können, sodass im Alter die Rente nicht zum Leben reichen wird. Ihr Fazit: Man könne nur sagen, Finger weg vom Einzelhandel, da lande man in Altersarmut.

Immer wieder ergänzt Alf Mayer seine Texte um Einschätzungen zu spezifischen Problemen einzelner Branchen wie Handel oder Servicegesellschaften oder lässt Interessenvertreter/innen zu Wort kommen, die darauf eingehen. Dieses Buch ergänzt die Rentenkampagne des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften um zahlreiche prägnante Beispiele aus unterschiedlichsten Branchen. hla

Annelie Buntenbach, Markus Hofmann, Ingo Schäfer (Hg.): Rente mit 70. Ein Schwarzbuch, Ch. Links Verlag, Berlin, 192 Seiten, 15 €, ISBN 978-3861539636