Maria Kniesburges ist Chefredakteurin der ver.di publik

Es sind Meldungen wie diese, die immer aufs Neue zornig machen: Die Zahl derjenigen im Land, die gleich mehreren Jobs nachgehen müssen, um leben zu können, ist in den letzten zehn Jahren nochmals um ein Drittel gestiegen. Rund 2,7 Millionen müssen neben einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit noch mindestens einen Minijob ausüben, um überhaupt über die Runden zu kommen. Eine der Folgen des weiträumigen Ausbaus des Niedriglohn-Sektors, der von großen Kreisen in Wirtschaft und Politik nach wie vor als Jahrhunderterfolg gefeiert wird.

Oder auch diese Nachricht: Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, die arbeiten gehen, hat sich binnen zehn Jahren verdoppelt: Knapp 950.000 waren es schon im Jahr 2016. Und die Zahlen steigen weiter. Weil immer mehr Menschen nach vielen Arbeitsjahren von ihrer zu kleinen Rente nicht leben können. Ein gesellschaftlicher Skandal, der von den Zyniker-Eliten gern so kommentiert wird: Den Rentnerinnen und Rentnern sei es ohne Arbeit halt langweilig.

Und auch diese Meldung ist bedrückend: Fast die Hälfte aller neu abgeschlossenen Arbeitsverträge ist mittlerweile befristet. Das macht Druck auf die Beschäftigten, die vieles geben, weil sie hoffen, so aus der Befristung und der Unsicherheit herauszukommen. Damit sie ihr Leben endlich wieder planen können.

Und dann noch diese Nachricht: Die Fluggesellschaft Air Berlin geht in die Insolvenz, wird in Teile zerlegt und verkauft - und Tausende von Beschäftigten stehen vor dem Aus oder dürfen allenfalls das geradezu unwürdige Angebot annehmen, sich bei den neuen Besitzern neu auf ihren Arbeitsplatz zu bewerben, an dem sie über lange Jahre Verantwortung getragen haben.

Und schließlich diese Nachricht in all dem Trauerspiel: Air Berlin-Chef Thomas Winkelmann hat vorgesorgt. Sein Gehalt von 950.000 Euro im Jahr bezieht er weiter, und zwar bis zum Jahr 2021. Abgesichert durch eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro. Geschäftsmann eben. Insolvenz hin, Insolvenz her.