Höhere Eingruppierung und weitere verbesserte Tarifstrukturen an den Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle erreicht

Frank Vollbrecht, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Tarifkommission am Dresdner Flughafen

"Das Ergebnis unserer Tarifverhandlungen schätzen wir als überdurchschnittlich ein, besonders die Verbesserungen im Manteltarif für unsere Kolleginnen und Kollegen im Schichtdienst." Frank Vollbrecht ist der Betriebsratsvorsitzende des Gemeinschaftsbetriebsrates am Dresdner Flughafen, der mit dem Flughafen Leipzig/Halle und dem Bodenverkehrsdienstleister PortGround die Mitteldeutsche Flughafen AG (MFAG) bildet. Vollbrecht ist Mitglied der ver.di-Tarifkommission und blickt noch einmal vergleichend zurück auf die Tarifentwicklung im Unternehmen seit 2002. Das war nämlich ein einschneidendes Jahr, erinnert sich Vollbrecht. Damals hatte sich der Arbeitgeber aus den kommunalen Verbänden und vom Flächentarifvertrag verabschiedet. Es folgten ein Absenkungstarifvertrag und der Abbau von Sozialleistungen, positiv bleibt nur zu vermerken, dass der abgeschlossene Haustarifvertrag für alle Betriebe der MFAG galt. Und auch bei den jetzigen Neuverhandlungen gilt: ein Betrieb und ein Tarifvertrag.

2016 wurde die Tarifkommission gewählt, der Mantel-, Vergütungs- und Auszubildendentarifvertrag gekündigt und Anfang 2017 das Forderungspaket beschlossen. In sieben langen Verhandlungsrunden wurde um Ergebnisse gerungen.

Feuerwehr - das Verhandlungs-Zugpferd

Einen besonderen Stellenwert, nicht nur im Unternehmen, auch bei den Tarifverhandlungen hatte die Werksfeuerwehr. Unter den 18 Mitgliedern der Tarifkommission waren vier Kollegen von der Feuerwehr, und sie gingen mit besonderen Erwartungen in die Verhandlungen. Die Werksfeuerwehr kämpft nämlich um Nachwuchs und gegen Abwanderung. In Dresden beispielsweise, erzählt Frank Vollbrecht, steht die Berufsfeuerwehr in Konkurrenz zur ihr. Wer bei der städtischen Feuerwehr oder Werkfeuerwehren anderer Verkehrsflughäfen arbeitet, hat sicher 500 bis 600 Euro mehr im Monat auf dem Lohnzettel als die Feuerwehr-Kameraden in der MFAG. "Damit konnten wir schon Druck aufbauen. In der Feuerwehr sind wir gewerkschaftlich gut organisiert, so haben wir immer das Thema Streik mitschwingen lassen können. Denn wenn die Feuerwehr streikt, geht am Platz absolut nichts mehr", sagt Vollbrecht. "Das hatte natürlich auch unsere Unternehmensleitung bei den Verhandlungen im Blick."

In dieser Zeit gab es regelmäßige Mitgliederversammlungen, Informationen wurden über Flugblätter an die Belegschaften in Dresden und Leipzig/Halle weitergegeben und die Vertrauensleute suchten mit ihnen das Gespräch, die ver.di-Kolleginnen und -Kollegen gingen an die Öffentlichkeit und kommunizierten auch über die Medien, dass sie bei der Feuerwehr eine Streikbereitschaft erreichen könnten. Das erzählt der Dresdner Gewerkschaftssekretär Jürgen Becker von den Aktionen in der Zeit der Tarifverhandlungen. Nun liegt das Ergebnis vor, die Feinabstimmung soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Für die rund 1.050 Mitarbeiter/innen an den beiden Flughafenstandorten wurde grundsätzlich eine Höhergruppierung aller Vergütungs- und Lohngruppen um eine Entgeltgruppe erreicht, für die Kameraden der Werkfeuerwehr um zwei Entgeltgruppen, eine Anhebung der Urlaubstage auf 30 für alle, eine Einmalzahlung von 1.150 Euro, 200 Euro mehr für Auszubildende.

Bei der Neuregelung der vermögenswirksamen Leistung gelang der Tarifkommission mit den ver.di-Verhandlungs- führern Gerd Doepelheuer und Stefan Hilbig und Jürgen Becker eine besondere Regelung: Der Arbeitgeber zahlt für alle Beschäftigten 15 Euro monatlich, und ver.di-Mitglieder erhalten insgesamt 30 Euro.

Der Dresdner Betriebsratsvorsitzende Frank Vollbrecht bewertet mit seinen Mitstreitern die neuen tariflichen Regelungen als positiv, auch wenn nicht alle anfänglichen Forderungen durchsetzbar waren. "Wir haben mit diesem Abschluss einen wichtigen Schritt zu einer Angleichung an die allgemeine Tarifentwicklung gemacht. Und das ist der Fortschritt. Dazu zählt auch, dass wir weiterhin einen Tarifvertrag für alle Betriebe der MFAG haben, von der Flughafenverwaltung bis zur Flugzeugabfertigung." Und natürlich ist er auch froh über viele Verbesserungen in weiteren Tarifelementen des Manteltarifvertrages (siehe Artikel Tarifergebnis MFAG).