"Ein Jahrzehnt des langsamen, aber stetigen Fortschritts kam 2017 zum Erliegen." Nicht dass jetzt hier jemand auf die Idee kommt, es handele sich ums Klima oder die Aufzucht von Feldhamstern, die nachweislich vom Aussterben bedroht sind. Nein, es geht ums Klima zwischen Männern und Frauen, um die Gleichberechtigung, wie es immer so schön heißt. Nach dem jüngsten Bericht des Weltwirt-schaftsforums (WEF) lässt die weiter auf sich warten. In diesem Jahr wieder etwas länger, genau genommen 217 Jahre. 2016 waren es nur noch 170 Jahre, was ja nun auch schon nicht gleich jetzt ist. Der WEF-Bericht bewertet jedes Jahr die Gleichheit der Geschlechter in vier Sparten: Gesundheit und Überlebenschancen, Bildungsweg, Politik und Wirtschaft. Was das Überleben betrifft, haben Frauen die Männer ja schon seit längerem überholt, in der Bildung eigentlich auch. Jedenfalls in Deutschland. Beziehungsweise hatten. Inzwischen ist der Fortschritt ja - siehe oben - zum Erliegen gekommen. Frauen überleben nicht mehr so lange und das mit der tollen Bildung ist auch nicht mehr so toll. Vom Artensterben sind sie zwar noch nicht bedroht, aber wenn es in dem Eiltempo seit dem vergangenen Jahr weitergeht, dann sind sie 2018 schon 264 Jahre und 2019 bereits 311 Jahre von der Gleichberechtigung entfernt und entsprechend früher und ungebildeter gestorben. Ein Hamsterrad ist nichts dagegen, das dreht sich wenigstens immer im Kreis. Schuld an allem sind natürlich die alten Griechen. Denen verdankt das weibliche Geschlecht nämlich die Nymphe Merope, Tochter des Atlas, der immerhin ein Titan ist, der es dergestalt allerdings zu mehr hätte bringen können, als nur das Himmelsgewölbe zu stützen. Aber hätte Merope sich nicht als einzige seiner göttlichen Töchter ausgerechnet mit einem Sterblichen, dem Sisyphos vermählt, hätten die Frauen und Nymphen aller Herren Länder jetzt nicht seinen Felsblock an der Backe. Beziehungsweise die Sisyphusarbeit, eine echt schwere Aufgabe ohne absehbares Ende, wie - siehe oben - die Arbeit an der Gleichberechtigung. Also von wegen, alles hat ein Ende und die Wurst zwei. Bleibt vorerst wohl nur, uns ein Beispiel an der gemeinen Kakerlake zu nehmen. Selbst Atombombentests auf dem Bikini-Atoll hat sie überlebt. Sie kann sich durch engste Zwischenräume zwängen und ist nur sehr hartnäckig zu entfernen. Und das auch in 217 und 311 Jahren nicht.

Petra Welzel