Nordrhein-Westfalen - Freie in den Medien, Solo-Selbstständige in Bildung, IT oder Gesundheitswesen - als einzige Gewerkschaft organisiert ver.di seit 2003 Solo-Selbstständige aus allen Fachbereichen in einer Personengruppe. Dort geht es um Themen, die alle betreffen, wie Renten- und Sozialversicherung. Von über 30.000 ver.di-Freien leben etwa 5.600 in NRW, wo 2015 erstmals eine Landeskommission der Selbstständigen (LKS) gegründet wurde. Die Organisationswahlen 2018 sollen nun genutzt werden, Kolleg/innen vor Ort stärker zu aktivieren.

Um auf Bundes- und Landesebene gut vertreten zu sein, müssen die Selbstständigen auch eine starke Basis in den ver.di-Bezirken haben. Die LKS veranstaltete deshalb im November 2017 ein Seminar mit dem Ziel, alle nunmehr elf Bezirke dabei zu unterstützen, eine Mitgliederversammlung zu organisieren und eine dreiköpfige Kommission zu wählen.

Treffen in der AustauschBar

Nur im ver.di-Bezirk Köln, dem mit etwa 2.400 Mitgliedern größten in NRW, war es 2014 gelungen, eine solche Kommission aufzustellen. In anderen Alt-Bezirken gab es keine oder nur eine Freien-Vertretung im Bezirksvorstand. Kathy Ziegler, Sprecherin der Landeskommission und der Kölner Selbstständigen berichtete, wie mit einem Budget von etwa 2.000 Euro Veranstaltungen organisiert werden konnten, die "Strahlkraft" über ver.di hinaus entwickelten. Dreimal im Jahr gebe es zum Beispiel die "AustauschBar", eine Diskussionsrunde mit Fachleuten zu Themen wie Arbeiten in Kooperationen oder Social-Media-Eigenwerbung. Die Ehrenamtlichen betreiben intensive Öffentlichkeitsarbeit: Sie verteilen selbst gestaltete Postkarten mit Terminhinweisen, pflegen ihre ver.di-Website und ihr Facebook-Profil.

Doch die Kölner Erfolgsgeschichte ist nicht auf alle Bezirke übertragbar - gerade wenn diese nur wenige Mitglieder zählen und flächenmäßig groß sind. Statt Referent/innen einzuladen erwies es sich etwa in Siegen-Olpe mit nur 57 Selbstständigen als sinnvoller, Infos über eine Mailingliste zu verbreiten und Freien-Treffen als Stammtisch zu organisieren. Die Teilnehmenden erhielten eine Fahrtkostenerstattung. In ländlichen Bezirken kann die Vernetzung durch dezentrale Arbeitsstrukturen - webbasierte Lösungen, Telefonkonferenzen - oder durch den Aufbau einer virtuellen Betriebsgruppe erleichtert werden, auch wenn das persönliche Treffen nicht ersetzt.

Durch die Digitalisierung und zunehmendes Click- und Crowdworking steigt in allen Branchen die Zahl der Solo-Selbstständigen, die auf Honorar- oder Werkvertragsbasis arbeiten. Nach einer ver.di-Umfrage 2016 leben die meisten unter prekären Bedingungen. Von ihrer Gewerkschaft erwarten sie vor allem "Einflussnahme auf politische Regelungen" wie Urheberrecht, Renten- oder Krankenversicherung. Um als starke politische Kraft Interessen der Selbstständigen zu vertreten, kommt es auf jeden einzelnen an. Ein ver.di-Kollege brachte das auf den Punkt: "Nur wer mitmacht, kann etwas mitgestalten." Bärbel Röben