Eine Ente voller Engagement - Platz für Ideen ist überall

Von Hendrik de Boer

Die bisherigen ver.di-Bezirke Hannover / Leine-Weser und Lüneburger Heide haben sich zum 1. Januar 2018 zu einem neuen Bezirk zusammengeschlossen. Fast 85.000 Mitglieder sind nun unter dem Namen "Hannover-Heide-Weser" vereint, darunter über 5.000 aus dem Jugendbereich. Damit zählt der neue Bezirk zu den bundesweit größten ver.di-Bezirken.

Der Unterzeichnung des Fusionsvertrages durch die ehrenamtlichen Bezirksvorsitzenden Stefanie de Vries und Ralf Oberheide gingen intensive Diskussionen in den ver.di-Ortsvereinen und -Vorständen voraus. "Bei uns in der Lüneburger Heide gab es viele Ängste, dass wir als deutlich kleinerer Partner an den Rand gedrängt werden", sagt Bezirksvorsitzende Stefanie de Vries. Die 55-Jährige steht auch dem ver.di-Ortsverein Harburg Land vor, direkt an der Grenze zur Metropole Hamburg. "Aus meiner Sicht ist besonders wichtig, dass unsere ehrenamtliche Arbeit weiterhin auch in der Fläche durch ver.di-Hauptamtliche unterstützt wird", sagt die Krankenschwester, die 1981 bereits mit der Ausbildung in die Gewerkschaft eintrat.

Zwischen Harburg und Holzminden, Schaumburg und Lüchow-Dannenberg bestehen insgesamt 15 aktive ver.di-Ortsvereine. Deren Existenz wurde in der Fusionsvereinbarung abgesichert, soweit sich Ehrenamtliche vor Ort engagieren. Einer von ihnen ist Horst Stenzel, der 1955 als 15-jähriger Handwerkslehrling den Weg zur Gewerkschaft fand und zuletzt als Fahrdienstleiter arbeitete. Seit dem Renteneintritt ist der heute 77-Jährige nicht nur in der ver.di-Seniorenarbeit aktiv, sondern auch als Vorsitzender des ver.di-Ortsvereins Lüchow-Dannenberg.

Der Ortsverein betreibt seit elf Jahren den "Gewerkschaftsladen" in Lüchow mit regelmäßigen Öffnungszeiten. Dort sind ein Dutzend ver.dianer/innen als gewerkschaftliche Ansprechpartner vor Ort aktiv. "Wir Ehrenamtler sind das ver.di-Gesicht vor Ort und arbeiten weitgehend selbstständig", sagt der Senior. Den Zusammenschluss der Bezirke hat er von vornherein positiv gesehen. "Es ist ein Unterschied, ob es einen kleinen oder einen großen, schlagkräftigen Bezirk gibt. Da bekommen wir im Bedarfsfall immer fachkundige hauptamtliche Unterstützung", ist sich Stenzel sicher.

Ehrenamtliches Engagement

Ähnlich sieht das Jost Büttner, der als Buchdrucker-Lehrling in die Gewerkschaft ging. Mehr als ein halbes Jahrhundert Mitglied, ist der 68-Jährige jetzt aktiv im vierköpfigen Leitungsteam des ver.di-Ortsvereins Hildesheim. "Bei sinkenden Mitgliederzahlen müssen organisatorische Veränderungen vorgenommen werden, um die Arbeitsfähigkeit abzusichern, egal, ob einem das nun wirklich gefällt", sagt er.

Aktiv auch im neu gegründeten ver.di-Bezirk - die ver.di Jugend

Und weiter: "Ökonomisch notwendige Fusionen sind nichts Neues. Ich habe den Weg der IG Druck und Papier zur IG Medien mitgemacht, bin jetzt in ver.di. Ich war mal Mitglied eines Bezirks namens Leine-Weser, der mit Hannover fusionierte, nun kommt halt Hannover-Heide-Weser." An den Kernaufgaben vor Ort ändere sich nichts. Eine Funktion der Gewerkschaft sei die Herstellung von Solidarität, die Zusammenarbeit von Menschen. "Hier ist unser ehrenamtliches Engagement vor Ort sinnstiftend und die weitere Unterstützung durch Hauptamtliche wichtig", sagt Büttner.

Gisela Natzel, 1979 als Auszubildende zur Gewerkschaft gekommen und seit acht Jahren Vorsitzende des ver.di-Ortsvereins Stadthagen, hat ebenfalls schon einen bezirklichen Zusammenschluss miterlebt. "An die jetzige Fusion bin ich vollkommen entspannt herangegangen, habe aber für die Ängste in der Lüneburger Heide durchaus Verständnis", sagt die 58-Jährige. Als erfahrene Krankenschwester wisse sie, dass viele Menschen Angst vor Veränderungen haben. Persönlich sei sie sehr beeindruckt vom hohen ehrenamtlichen Engagement in den Ortsvereinen der Lüneburger Heide. "Wir alle können Nutzen aus der Fusion ziehen, wenn wir unsere Erfahrungen und Ideen austauschen. Ohne Veränderung gibt es weder Fortschritt noch Entwicklung", so die ehemalige Kreiskrankenhaus-Personalrätin, die vor drei Jahren eine Weiterbildung zur Trainerin absolviert hat.

Vernetzungsstruktur gerettet

"Als kleiner Bezirk waren wir ökonomisch nicht überlebensfähig", erklärt Natascha Grasztat, 51. Die Erzieherin aus Celle, seit 1991 Gewerkschafterin, sitzt für die Lüneburger Heide im Präsidium des ver.di-Landesvorstandes. "Ich bin froh, dass der Bezirk Hannover/Leine-Weser bereit zur Fusion mit uns war, weil wohl nur dadurch unsere gute Vernetzungsstruktur gerettet werden konnte." Der neue Bezirk könne von der bewährten Ehrenamtsstruktur profitieren, die von einem tarifpolitischen wie gesamtgesellschaftlichen Anspruch geprägt sei.

Die Sorge manch langjährig Aktiver, mit dem neuen Bezirk könnten alte Traditionen aufgegeben oder Strukturen zerstört werden, teilt die ver.di Jugend nicht. "Wir haben kaum historische Identifikation mit den ehemaligen Bezirken", sagt Lisa Gierendt, 28, aus Celle. Die ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin war bis zur Fusion Vorsitzende des ver.di-Jugendvorstandes des Bezirks Lüneburger Heide. Habe bisher nur eine halbe Hauptamtlichenstelle für die Jugendarbeit in ihrem Ex-Bezirk zur Verfügung gestanden, könne in dem neu entstandenen Bezirk besser zielgruppenspezifisch gearbeitet werden.

"Sicher sind die langen Entfernungen im neuen Großbezirk für physische Treffen hinderlich. Aber regelmäßige Gremiensitzungen sind für junge Mitglieder nicht wirklich spannend. Wir werden vermehrt nach anderen Formen der Kommunikation und Kooperation suchen, etwa Telefonkonferenzen oder Chats", sagt Gierendt. Zusätzlich könnten dann ein bis zwei Klausuren die Arbeit und den Austausch befördern. Mitte Februar traf sich das fusionierte Jugendgremium zu einer ersten gemeinsamen Klausur. Am 21. April findet eine offene Bezirksjugendversammlung für alle Mitglieder in Hannover statt. Das Motto: "Tritt ein, sei dabei, werde kreativ!"


Den neuen Bezirk erreichen

Der Bezirk Hannover-Heide-Weser ist erreichbar: