Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

„... kaufen macht so viel Spaß“, sang Herbert Grönemeyer und nannte das Album „Gemischte Gefühle“. Wie zu erwarten, brummt auch in diesem Jahr das Weihnachtsgeschäft. Die Paketdienstleister haben rechtzeitig das Personal aufgestockt. Allerdings längst nicht immer zu akzeptablen Bedingungen. Anders als bei der Deutschen Post DHL zahlen die meisten für Neueingestellte nicht den Tariflohn.

Und auch im Handel werden anständige Löhne immer öfter verweigert. Allen voran Amazon. Der Handelsriese will grundsätzlich nicht mit ver.di verhandeln und verweigert den Tarifvertrag. Deshalb erinnert die Gewerkschaft regelmäßig mit Streiks daran, dass die Beschäftigten mehr verdient haben als unternehmerische Willkür. Ein weiteres Unternehmen, das Anstand vermissen lässt, ist der Metro-Konzern. Noch im Sommer wurde den Beschäftigten der Metro-Tochter Real versprochen, man wolle das Unternehmen sanieren. Tatsächlich haben die Manager Real für den Verkauf vorbereitet. Deshalb die Flucht aus dem Flächentarifvertrag. Und deshalb bekommen neue Mitarbeiter jetzt rund 23 Prozent weniger Lohn als die Altbeschäftigten nach dem Flächentarif.

Auch in der Druckindustrie gibt es schlechte Nachrichten: Mitten in den Verhandlungen scheren Arbeitgeber aus dem Tarifvertrag aus, so die Frankfurter Societäts-Druckerei, die Druckerei der Augsburger Allgemeine und die Druckhaus Ulm-Oberschwaben GmbH. Auch da traurige Weihnachten.

Wer schon einmal für einen Tarifvertrag gestreikt hat, weiß: Sie fallen wahrlich nicht vom Himmel. Gegendruck ist aber da möglich, wo sich viele Beschäftigte organisieren. Und auch Käufer und Kunden können handeln. Ein Tarifvertrag kann für sie zum Qualitätssiegel werden. Wer seine Weihnachtspäckchen in den Geschäften kauft, in denen noch anständige Tariflöhne gezahlt werden, der hat beim Kaufen doppelt Spaß und schenkt schönere Weihnachten, ganz ohne gemischte Gefühle.